Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)

Auswertung

Medaillon 282 , 4. Medaillon mit leerem Band 283 , 5. einfacher, schnurartig gedreh­ter Stab 284 , 6. sonstige/ 0-' Würde man nur die Verzierung des Medaillons berücksichtigen, müßten die Medaillonkacheln, rein theoretisch vorgehend, 5 (eventuell 6) Werkstätten zuge­schrieben werden. Dem widerspricht aber vorerst, daß sich zwischen der Medail­lonverzierung und dem Typ der inneren Figur/Szene keine eindeutige, konse­quente Kongruenz entdecken läßt. Es gibt zwar gewisse Verzierungsarten bzw. Darstellungstypen, die einander gegenseitig bedingen, d.h. ausschließlich mitein­ander vorkommen (wie z.B. Hieronymus und Papst Gregor in schmalem, leerem Medaillon), die meisten sind aber von unterschiedlichen Medaillons umrahmt (Pelikan A und B mit Rollband, C mit leerem Band, D mit breitem, leerem Me­daillon), oder umgekehrt: die gleiche Art der Medaillonverzierung wird mit un­terschiedlichen figurativen Darstellungen verknüpft (siehe z.B. das Roll­band!). 286 Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Verzierungsart des Medaillons und einer Werkstatt meinen wir lediglich in zwei Fällen gefunden zu haben: bei den bereits erwähnten Hieronymus- und Gregorkacheln sowie bei denjenigen, deren Medaillon mit einem leeren Band ausgefüllt ist. 287 Die Me­daillonverzierung sagt also lediglich in Ausnahmefällen etwas über die Werkstatt aus, und selbst bei diesen Exemplaren nur dann, wenn in die Untersuchungen auch andere Aspekte einbezogen wurden; sie allein erwies sich zur Identifizie­rung einer Werkstatt in keinem der Fälle als ausreichend. 288 Hinsichtlich der Herstellungstechnologie verdient eine Gruppe der Medail­lonkacheln besondere Aufmerksamkeit: die Kacheln mit Pferdedarstellungen (Drei Könige, Falkner, Turnierreiter, Hl. Georg, Reiter mit Säbel). Schon beim ersten Blick fällt die Ähnlichkeit dieser Kompositionen auf 289 , ganz zu schweigen von bestimmten Details (Kopf des Pferdes, Pferdegeschirr, der den Zaum halten­de Arm des reitenden Mannes), die praktisch identisch sind. Aufgrund dieser Be­obachtungen nehmen wir an, daß ihre Positive vom gleichen Bossierer model­liert wurden. Weitere Kompositionselemente auf anderen Medaillonkacheln, wie z. B. die vor der Brust verschränkten Hände Maria in der Verkündigungszene bzw. bei Christi Geburt, zeugen ebenfalls von der Hand desselben Meisters. Zum Schluß kommen wir zur Technik der Engobierung und Glasierung. Um den glänzenden Effekt der aufgetragenen grünen Bleiglasur zu sichern, haben die Zürcher Meister ihre Kacheln bereits seit ungefähr 1430 mit einer dünnen weißen Engobeschicht überzogen. 290 In der Schweiz war Engobe in der von uns behandelten Periode schon weit verbreitet. In Ungarn kannte man sie zwar weniger, auf den Produkten der vornehmsten, sog. königlichen Werkstätten ­u.a. den Erzeugnissen der Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten und den Me­daillonkacheln - war sie dennoch üblich. Die zeitgenössische Schweiz scheint auch in der Technologie des Glasierens, in bezug auf die Anwendung der Polychromie etwas fortgeschrittener gewesen zu sein als Ungarn. Der erste Schritt zur Vielfarbigkeit war die Verwendung von anderen als grünen Bleiglasuren, oft auch gleichzeitig von mehreren Farben (braunglasierter Pelikan und Falkner, braun-gelb-grün glasierte Rosetten, ein mehrfarbiges Bruchstück eines der Drei Könige) . In Ungarn waren farbige Blei­glasuren in den sog. königlichen Werkstätten schon von der Mitte des 14. Jahr­hunderts an durchaus bekannt, auf eine Kachel wurde aber immer nur eine Farbtönung aufgetragen. 291 Die Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten, die ihre Tätigkeit je nach unterschiedlichen Meinungen 1454 oder in den 1470er Jahren aufnahm, hat außer der grünen nur die braune Bleiglasur - und selbst die nur selten - verwendet 292 ; die überwiegende Mehrzahl des derzeit vorliegenden Ka-

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