Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)

Auswertung

chelmaterials anderer Werkstätten ist ebenfalls grün glasiert. Als eine Ausnahme - und sozusagen als erster Schritt der Rückkehr zur Vielfarbigkeit — gelten gerade die einfarbig gelb glasierten Kacheln mit Maria Verkündigung und weitere gemischt- oder zinnglasierte, polychrome Kacheln von demselben Ofen. 293 Die Polychromie erlebte ihre erste Blütezeit am Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts, als für den königlichen Hof zu Buda und für einige ländli­che Adelssitze (siehe z.B. den baumbewachenden Löwen von Nyársapát!) eine Vielzahl buntglasierter Ofenkacheln erzeugt wurde; an diesen Kacheln tauchen die ersten Zinnglasuren auf. 294 In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelang es nämlich mehreren Meistern an verschiedenen Orten nördlich der Alpen un­abhängig voneinander, Zinnglasur herzustellen. Die erste Farbe, mit der man er­folgreich experimentiert hat, war das Weiß, zunächst jedoch mit einer grauen oder grünlichen Tönung („schmutzig"-weiße frühe Zinnglasuren). In Zürich er­schien es zum ersten Mal auf den Rosettenkacheln, die deshalb - wie bereits darauf verwiesen — als ein Experimentierfeld zur Gewinnung mehrfarbiger Gla­suren betrachtet werden können, in Deutschland und in Ungarn vor allem auf Kacheln mit figürlichen Darstellungen, wo es das Gesicht und die Hände bedeckt. 295 In der Schweiz schätzen wir weiterhin auch die grau- oder apfelgrüne Glasur der Schaffhausener baumbewachenden Löwen als eine noch trübe Früh­form der Zinnglasuren ein. Die frühere Ansicht, die Herstellungstechnologie der Zinnglasuren sei mit Ausnahme von Buda vor 1500 nördlich der Alpen - d.h. auch in der Schweiz! — unbekannt gewesen 296 , gilt also schon seit langem als ver­altet. Die ersten zinnglasierten Kacheln nördlich der Alpen waren gerade die Zürcher Rosetten, auf denen vereinzelt auch schon andere typische Zinnglasur­farben (Manganlila, Türkis usw.) angewendet wurden. Bevor wir die Zusammenfassung der technologischen Fragen abschließen, möchten wir noch eine allgemeingültige Feststellung treffen. Die Umrisse der in großer Anzahl erzeugten Kacheltypen - vor allem der Rosettenkacheln und der häufigeren Medaillon kacheln - sind auffallend verschwommen, die Abdrücke von schlechter Qualität, was wohl von der Abnützung der Model herrührt. Hinzu kommt, daß die Abmessung der Kachelblätter sozusagen warenmäßig einheitlich, standardisiert ist: sie bewegt sich um 18-19 x 18-19 cm. Allem Anschein nach sind wir hier - zumindest im süddeutschen Raum ohne Zweifel — auf die Spuren einer Massenproduktion (im mittelalterlichen Sinne) gestoßen. Diese Ubersicht der technologischen Fragen hat u.a. dazu gedient, einzelne Kachelgruppen zu erfassen, die sich aufgrund ihrer technologischen (und for­malen) Merkmale folgendermaßen einteilen lassen: 1. Die Gruppe aus Untervaz (GR): Das gleiche Material, die dünne oder gänzlich fehlende Engobenunterlage und die deshalb grau- oder giftgrüne Bleiglasur, weiterhin das relativ große Ausmaß, der verhältnismäßig scharfe Abdruck und das gebogene, konvexe Vor­derblatt sind die gemeinsamen Eigenschaften, die die Vertreter dieser Gruppe miteinander verbinden. Die Form des hinteren Kachelteils ist unterschiedlich („regelmäßiger" Rumpf oder Halbzylinder) , je nachdem, welche Funktion sie in der Ofenkonstruktion erfüllt haben. Die hierher gehörenden Kacheln - Fried­rich III., Jungfrau mit Einhorn B, Turnierreiter nach links A - waren wohl alle Bestandteile desselben Ofens. Sie deuten unbestritten auf eine selbständige Werkstatt hin, in deren Musterschatz die Repräsentanten beider großen themati­schen Kachelkreise vertreten waren. 2. Die Gruppe aus Wädenswil (ZH): Alle Kacheln dieser Gruppe sind von etwa gleicher Größe (18,5-19 x 18,5-19

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