Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)

Übersicht - I. Produkte der Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten und verwandte Kacheltypen - b. Baumbewachende Löwen

Damit sind wir zu der ständig zitierten Inschrift gelangt. Rosemarie Franz nahm an, das Herstellungsdatum der Kachel sei ursprünglich 1435 gewesen und vom Hafner nur irrtümlich als 1335 angegeben worden. Diese Datierung schien auch dadurch begründet, daß die Kachel in Basel - Aeschenvorstadt 10. zum Vor­schein kam, wo zwischen 1424-1445 die Töpferwerkstatt des Peter Hartlieb gear­beitet hatte. 98 Nun gibt es da allerdings den Umstand, daß sich am Anfang des beschrifteten Frieses, vor dem „m"(= 1 000) der Ansatz eines weiteren Buchsta­bens oder einer Ziffer entnehmen läßt, was darauf hinweist, daß die Jahreszahl eher die Fortsetzung einer längeren Beschriftung gewesen sein dürfte. Man stelle sich den polygonalen oder zylindrischen Oberkörper eines gotischen Turmofens vor, der mit 8-10-12 Kranzkacheln abgeschlossen war, und auf jedem der Stücke war ein Teil einer zusammenhängenden Inschrift zu lesen. Deshalb dürfte sich die Inschrift wohl weniger auf die Herstellungszeit der Kachel, sondern vielmehr auf das Datum der Aufstellung des Ofens bezogen haben. Sie darf aber nicht als der einzige Ausgangspunkt zur Datierung behandelt werden. Aus dem Bodenseeraum ist uns noch eine ganze Anzahl sowohl quadratischer Blattkacheln als auch freistehender, umschnittener Bekrönungskacheln mit baumbewachenden Löwen bekannt, die aber ohne eigene Untersuchungen typo­logisch nicht genau eingegliedert werden konnten (Abb. 70, Karte 3). Zur Vari­ante B mag eine grünglasierte, fragmentarische Löwenkachel, gefunden in der Limmat bei Zürich, gehören." Der Model, mit dem sie gepreßt wurde, stammt merkwürdigerweise aus Luzern. 100 In Stein am Rhein (SH) sind baumbewachen­de Löwen nicht nur im Klostergarten von St. Georgen zum Vorschein gekom­men. Die Kachel, die - zusammen mit den bereits erwähnten Rosettenkacheln — in der Giebelwand eines Hauses in der Bärengasse eingemauert war 101 , kann wohl gleichfalls der Variante B zugeordnet werden. Den dazu gehörenden Model hatte man schon früher in Stein gefunden, gelegentlich der Fundamentierung des neuen Zollhauses. 102 Demgemäß handelte es sich bei all diesen bereits vorher publizierten Kacheln um Kopien der Variante A. Als ein weit entfernter Anklang der schweizerischen baumbewachenden Löwen und zugleich als Beweis der weitreichenden Auswirkungen dieser Werkstatt/Werkstätten bietet sich eine Kachel aus dem Tiroler Kunsthandel an, die einen baumbewachenden Löwen unter einem gotischen Kielbogen darstellt. 103 Die aus der Literatur bekannten Analogien der Varianten C und D sind z.T. selbständige Kranzkacheln, z.T. wurden sie aber mit Nischenkacheln zusammen­gebaut. Ihre berühmtesten Beispiele sind aller Wahrscheinlichkeit nach die zwei gotischen Turmöfen aus Ravensburg (BW, Deutschland), gekrönt mit freiplasti­schen, grünglasierten Tonplatten, die oben auf dem Oberkörper mit Lehm befe­stigt wurden und baumbewachende Löwen darstellen. 104 Dasselbe Motiv wurde auf der Spitze einer fast quadratischen Nischenkachel der Sammlung Figdor ap­pliziert, die vermutlich in der obersten Reihe des Oberkörpers eines Ofens ge­standen hat; in diesem Fall ist der Löwe gelb glasiert. 105 Eine Bekrönungskachel ähnlicher Form, aber grün und (der Löwe) braun glasiert, wird im Germani­schen Nationalmuseum Nürnberg aufbewahrt. 106 Ihre besten Parallelen kamen in Preßburg zum Vorschein; und zwar quadratische Nischenkacheln mit baumbe­wachende Löwen darstellenden Aufsätzen, die teils mit grüner und (der Löwe selbst) brauner Bleiglasur überzogen, teils aber unglasiert sind. 10 ' Von einer wei­teren Analogie in einer Stuttgarter Privatsammlung weiß man nur, daß ihre Baumkrone abgebrochen ist. 108 Das gilt auch für eine fragmentierte, grünglasier­te Nischenkachel aus der Töpfersiedlung Regensburg - Prebrunn: die unregel­mäßige Bruchkante über dem Gesims zeigt deutlich die Hintertatze des Tieres

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