Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)

Auswertung

dieser zürcherischen Werkstätten sind. 361 Da wir jedoch bereits früher beobach­ten konnten, daß die Wädenswiler Exemplare - z.T. wegen ihrer geriefelten Rümpfe, z.T. wegen ihrer einzigartigen Darstellungen - unter den schweizeri­schen Medaillonkacheln eine alleinstehende Gruppe bilden, halten wir es für wahrscheinlicher, daß es doch der Wädenswiler Heiny Hafner war, aus dessen Werkstatt sie hervorgegangen sind. Einige seiner Preßformen hatte er offenbar von seinen zürcherischen Kollegen „entliehen", der Rest war aber sein eigener, einzigartiger Musterschatz. Damit ist allerdings nicht gemeint, daß letztere Model zugleich seine eigenen Schöpfungen gewesen wären. Was ihre Qualität betrifft, werden sie von den Modeln, die mit Sicherheit von städtischen Werkstät­ten bezogen wurden, keineswegs übertroffen. Der Gebrauch gemeinsamer Model in den besagten städtischen Werkstätten bzw. in einer in der Nähe von Zürich befindlichen „ländlichen" Werkstatt ist bis jetzt der einzige Fall in der Schweiz, wo die Übergabe von Negativen an andere Werkstätten - wenn auch nicht hundertprozentig — nachgewiesen werden konnte. Aus den vorliegenden Ausführungen betreffs Lokalisierungsversuche und Be­ziehungen der schweizerischen Werkstätten geht, wie wir hoffen, klar hervor, daß die Medaillonkacheln mit gleicher Thematik in mehreren miteinander verbun­denen, die Motive voneinander kopierenden oder sie auf eine andere Art und Weise übernehmenden Werkstätten hergestellt worden sind. 362 Wie Imre Holl ­ohne die schweizerischen Kacheln im Original gesehen zu haben - schon vermu­tete, mag das Verdienst der ersten Anwendung und der Verbreitung dieser Motive den zürcherischen Hafnern zukommen 363 ; in diesem Sinne - aber nur in diesem Sinne - widerspiegeln auch die ungarischen Medaillonkacheln wirklich zürcherischen Einfluß. 364 In Kenntnis der zitierten schweizerischen Publikationen, die die Erzeugung der Medaillonkacheln an Ort und Stelle oder zumindest in der Nähe des Fund­ortes nachweisen, vertrat Imre Holl den Standpunkt, daß die medaillonverzier­ten Kacheln des Dreikönige-Ofens zu Buda gleichfalls in einer schweizerischen Werkstatt gefertigt worden seien, und zwar auf Bestellung irgendeines bayeri­schen Herzogs, der dem Ungarnkönig Matthias den Ofen zum Geschenk gemacht habe. Demnach wäre der in der ungarischen Hauptstadt gesetzte Ofen als ein Einzelstück entstanden, die Kacheltypen seines Feuerraumes aber wurden von den schweizerischen Werkstätten noch lange und in zahlreichen Variationen gefertigt. Imre Holl nimmt ja sogar an, der ganze Budaer Ofen - und nicht nur seine Medaillonkacheln - sei auf schweizerischem Boden gepreßt worden, d.h., man habe nicht die Negative, sondern eher die fertigen Kacheln selbst nach Buda transportiert, wobei er hinzufügt, die Frage könne nur durch eine Analyse der Scherben entschieden werden. 365 Seine Feststellungen und Erwägungen wurden auch von der neuesten ungarischen Forschung wiederholt. 366 Am wenigsten ausgearbeitet im gesamten Problemkomplex des Ursprungs dieses Motivenschatzes ist die Frage der technologischen Zusammenhänge, die auch die Möglichkeit beinhaltet, daß nicht nur zwischen den beiden geographi­schen Regionen, sondern auch den zwei thematischen Hauptgruppen dieser mehr oder weniger zeitgenössischen Kacheln irgendwelche Werkstattbeziehun­gen existiert haben. Mit dieser Möglichkeit wurde lediglich in einem Falle, bei den Ritterkacheln gerechnet. In seiner ersten großen Kachelpublikation hatte Imre Holl nämlich aufgeworfen, daß das Negativ eines nach links reitenden Ritters aus der Schweiz von einem Exemplar des 5. - namensgebenden - Typs des Ofens mit Rittergestalten abgenommen und nur der Oberkörper des Ritters der neuen Komposition entsprechend abgeändert worden sei, wobei der schweizeri-

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