Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)

Übersicht - II. Medaillonkacheln - l. Reitende Frau - m. Drei Könige, erster König (mit Kästchen)

kommt. Im ungarischen Fundmaterial ist sie völlig unbekannt, und selbst in den schweizerischen bzw. deutschen Sammlungen fanden wir außer den im Katalog aufgeführten 3 Varianten nur zwei Exemplare. Die im Dresdener Museum für Kunsthandwerk aufbewahrte Kachel, die laut Rosemarie Franz oberrheinischer Provenienz ist, gehört wohl der Variante B an 243 , und hat auch ein Pendant, auf dem eine reitende Dame abgebildet ist. Der andere Falkner aus der Burg Valan­gin (NE) - aus rotem Ton, mit weißer Engobe und grüner Bleiglasur überzogen - weist ein unverziertes Medaillon und leere Zwickel auf, so kann die Kachel mehr zur Variante C attribuiert werden. 244 Das qualitätsvoll bearbeitete Relief und die verhältnismäßig großen Detailma­ße der Variante A (Abb. 133) lassen darauf schließen, daß es hier um das Erst­lingsprodukt einer Werkstatt bzw. um den Erstlingsabdruck eines Models geht. Die Kachel SLM 1020a/ 177 (Variante B; Abb. 134) zeigt hinsichtlich ihres kleinen Ausmaßes und ihrer Glasur Verwandtschaft mit einer Pelikankachel (B) von demselben Fundort. Selbst die Verzierung der Variante B ist mit A eng ver­wandt, ja sogar - die Zwickel ausgenommen - identisch. Obwohl gerade die Brennschwindung (18,3%) dafür sprechen könnte, schließt dieser kleine Unter­schied des Kachelreliefs das direkte Kopieren der Variante B von A aus. Die un­proportionierte Schrumpfung - die nebeneinandergestellten Details des Zentral­motivs von B sind um 17,2-29,4% kleiner als die von C (Abb. 135) - läßt es eben­falls nicht zu, zwischen B und C eine unmittelbare Verbindung anzunehmen. Dagegen stimmen die Ausmaße von A und C im Grunde genommen überein, wobei gewisse Elemente ihres Reliefes - das Medaillon und wiederum die Zwickel - unterschiedlich modelliert sind. All diese Beobachtungen weisen darauf hin, daß bei Zusammenstellung der Preßformen zu den einzelnen Varianten der Falkner für die figurative Verzierung die gleichen, für die übrigen Kachelpartien (Medaillon, Zwickel) aber unterschiedliche Positivelemente verwendet wurden. Gleichzeitig bestätigen sie unsere bereits mehrfach ausgesprochene Vermutung, daß die Matrizen der Medaillonkacheln aus je drei Patrizenelementen (Zentralmo­tiv, Medaillon, übriges) konstruiert wurden. Dabei ist es natürlich noch möglich, daß das Zentralmotiv des Modells B vom Urmodell A abgenommen wurde. 1. Reitende Frau Sie kommt noch seltener vor als ihr Pendant, der Falkner. Neben den beiden von uns katalogisierten Exemplaren aus Konstanz (BW, Deutschland) bzw. aus Schaff­hausen (Abb. 136) kennen wir als drittes Stück nur eine Kachel: das Paarstück des Falkners im Dresdener Museum für Kunsthandwerk, gleichfalls als oberrhei­nisch bestimmt. 245 Mit seinem rollbandverzierten Medaillon repräsentiert es eine andere typologische Variante als jene. Während im Falle der in Dresden auf­bewahrten Kacheln gleichen Ausmaßes als sicher gilt, daß sie in der Ofenwand nebeneinander gestanden haben, ist dies bei dem Schaffhausener Falkner bzw. der Dame durchaus fraglich, da das Vorderblatt der letzteren um 2,5 cm kleiner ist. m. Drei Könige, erster König (mit Kästchen) Mit der Dreikönige-Serie wollen wir noch kurz auf die ikonographischen Darstel­lungen zurückkommen. Sie wird von uns im Anschluß an zwei Kacheltypen mit weltlicher Thematik - den Falknern und den Reitern - behandelt, weil die Kom­position dieser drei Typen einander besonders nahe steht, ja in manchen Details - vor allem im Modellieren der Pferdefiguren - sogar identische Züge aufweist.

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