Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Schultergürtel, Beckengürtel und Extremitäten

24 Vertebrata. vorne in einem kurzen Coracoidfortsatz (c), der aus einem besonderen Ossi­ficationscentrum hervorgeht, in frühester Jugend auch noch durch Sutur mit der Scapula vereinigt ist , später aber vollständig damit verschmilzt. A Die verschiedenen Fort­sätze des Schulterblattes er­reichen ihre stärkste Aus­bildung bei Thieren, die ihre Vorderfüsse zum Klettern, Graben und Greifen ver­wenden und dazu eine kräftige Muskulatur be­dürfen; sie bleiben einfach bei Hufthieren und allen solchen Säugethieren, deren Extremitäten lediglich der Locomotion dienen. Bei den Edentaten ragt das Acro­mion ungewöhnlich weit vor und verwächst zuweilen mit dem Coracoid, auch bildet sich bei den Glyptodonten, Dasypoden und Ameisenfressern auf der hinteren Hälfte noch eine zweite niedrige Crista. Bei den Cetaceen geht die Spina fast ganz verloren. Bei den Monotremen erreicht das Coracoid eine ansehnliche Grösse , zerfällt in zwei Stücke (Coracoid , Praecoracoid oder Epi­coracoid), bleibt von der Scapula durch Sutur getrennt und legt sich wie bei den Reptilien an das Brustbein an , vor welchem noch ein T förmiges Episternum (Interclavicula) liegt. Das Schlüsselbein (Clavicula) ist ein paariger, dünner, cy­lindrischer, etwas gebogener Knochen, welcher sich am Acromion des Schulterblattes und am vordersten Ende des Brustbeins mittelst Ligament befestigt. Es findet sich vollständig entwickelt bei fast sämmtlichen Marsupialiern, bei allen Monotremen, Insectivoren, Chirop­teren , Primaten , den meisten Nagern , bei einigen Carnivoren und Edentaten, fehlt dagegen den Cetaceen, Sirenen, Ungulaten mit Aus­nahme der Typotlieria und den meisten Carnivoren, wo es übrigens häufig noch als Rudiment in den Muskeln liegt. Der Obe rarm (Humerus) (Fig. 13) ist ein kräftiger, mässig langer, gerader oder etwas gekrümmter Knochen, der am oberen (proximalen) Ende einen ziemlich dicken gerundeten Gelenkkopf (c) und zwei vorstehende, zur Anheftung von Muskeln bestimmte Höcker Fig. 12. Rechtes Schulterblatt. A vom Hund, B von Typotherium, s Kamm (spina scapulae) , a Acromion, c Co­racoidfortsatz , g Gelenkfläche, v vorderer (Coracoid) Rand, h hinterer (glenoidal) Rand, o oberer Rand.

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