H. Németh István - D. Szakács Anita: Johann Wohlmuth soproni polgármester naplója 1717-1737 (Sopron, 2014)

H. Németh István: A város szolgálatában Johann Wohlmuth pályafutásának várospolitikai tényezői

ISTVÁN H. NÉMETH IM DIENSTE DER STADT DIE KARRIERE VON JOHANN WOHLMUTH IM SPIEGEL DER STADTPOLITIK IM ERSTEN DRITTEL DES 18. JAHRHUNDERTS Einleitung Johann Wohlmuth legte am 9. Dezember 1712 den Bürgereid ab, 1714 wurde er zum Mit­glied des Inneren Rates (zum Ratsherrn) von Ödenburg gewählt. Mit seiner Karriere ging es bis 1741 kontinuierlich bergauf: Bis zu seinem Tod blieb er Ratsherr, 1730 und 1731 hatte er das Amt des Stadtrichters, im Jahre 1725 bzw. 1732 und 1733 sogar das Amt des Bür­germeisters inne.1 Ähnlich wie sein Vater, ebenfalls Johann Wohlmuth, der eine herausra­gende Persönlichkeit des musikalischen Lebens von Ödenburg gewesen war,2 gehörte auch der jüngere Wohlmuth der evangelischen Konfession an und war ein Repräsentant der evangelischen Elite der Stadt. Johann Wohlmuth musste sich jedoch mit andersartigen Problemen auseinandersetzen als die Zeitgenossen seines Vaters. Zwar sind etliche Tenden­zen schon in den vorhergehenden Jahrzehnten, noch zu Lebzeiten des Vaters, im Ansatz zu erkennen, sie entfalteten sich jedoch erst während der Amtszeit des jüngeren Wohlmuth. Die Quellen zeugen um die 1670er Jahre, also etwa zu Beginn von Wohlmuths Leben von einer neuen stadtpolitischen Ausrichtung. Ihre volle Blüte erreichte sie am Lebensende des Tagebuch führenden Wohlmuths. Im Leben der Stadt Ödenburg — wie auch in anderen königlichen Freistädten — ereigneten sich also bedeutende politische Umwälzungen. Wohl­muths Lebenszeit fällt also genau in diesen Zeitraum um die Wende zum 18. Jahrhundert, in dem die neue Stadtpolitik eingeführt wurde. Die Wiener Zentralverwaltung wollte einerseits die katholische Mehrheit der Stadtbeamten in den als Krongüter (d. h. peculium regiuni) be­trachteten königlichen Freistädten erreichen, anderseits wollte sie die Verwaltung der Städte modernisieren sowie ihre Wirtschaft durchsichtiger und kontrollierbarer machen, um die Einkünfte des Staates zu erhöhen. Die Finanzverwaltung setzte sich also außer der Rekatho- lisation auch die Rekrutierung gut gebildeter, über Recht- und Wirtschaftskenntnisse verfü­gender Beamter zum Ziel.3 Dieser Aufsatz befasst sich also nicht mit den Ratswahlen, son­dern vielmehr mit den Aufgaben der städtischen Führungselite. Die oben erwähnten Bestrebungen des Wiener Hofes und der ungarischen Zentralbe­hörden konnten nach dem Rákóczi-Freiheitskrieg in einer relativ friedlichen Zeit ohne kriegerische Zusammenstöße im Landesinneren umgesetzt werden. Die innere Verwaltung des Königreichs Ungarn erfuhr Anfang des 18. Jahrhunderts übrigens eine tiefgreifende Wandlung. Der Reichstag in den Jahren 1712 bis 1715 bedeutete eine markante Zäsur: Er wurde nach den Rückeroberungskriegen gegen die Osmanen und nach den Kuruzen- Aufständen sowie nach dem Friedensschluss des Rákóczi-Freiheitskrieges abgehalten. Auf diesem Reichstag wurden zahlreiche Gesetze verabschiedet, die, auch als Zeichen des Kompromisses zwischen dem König und den ungarischen Ständen, dazu beitrugen, einen wirklich neuen, modernen Staat zu errichten,4 denn der Wiederaufbau des Landes war eine 1 Házi, 1982. No. 11753. 2 Ferenczi, 2008. 3 In Zusammenhang von Ödenburg siehe ausführlicher: Németh, 2007., Németh, 2009/b., Németh 2012/a. Über die Rekatholisation: Mihalik, 2010.; Mihalik, 2012.; Kádár, 2011-2012. 4 Quellenpublikation über den Reichstagsablauf, aus vornemlich katholicher Sicht: Forgó, 2013. 33

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