D. Szakács Anita: 16-18. századi orvostörténeti vonatkozású végrendeletek; A kora újkori Sopron város egészségügyének társadalomtörténeti forrásai (Sopron, 2008)

SONIA HORN-MONIKA GRASS: Strukturen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesundheitswesens. (Ein Überblick)

Franzosenärzte waren jene Heilkundigen, die sich auf die Behandlung der Sy­philis spezialisiert hatten. Die Krankheit rief z.T. massive Hautdefekte und Missbildungen, vor allem an den Genitalien, aber auch bei Neugeborenen her­vor. 50 Die Behandlung dieser Krankheiten erfolgte häufig mit quecksilberhalti­gen, äußerlich anzuwendenden Medikamenten, die nicht ungefährlich waren. Heilkundige, die als Franzosenärzte approbiert wurden, waren zumeist Bader oder Wundärzte, die möglicherweise eine Zusatzqualifikation erlangen wollten. Es war dies aber auch eine Möglichkeit, eine Stelle in einem Spital, z.B. im Wie­ner Bürgerspital zu erhalten. Bruch- und Steinschneider („herniotomus" , „lÜhotomus") behandelten Leisten­und Narbenbrüche („Hernien"). Diese Erkrankungen beruhen darauf, dass sich eine oberflächlich liegende Darmschlinge in eine Schwachstelle der muskulären Bauchdecke hineinschiebt. Diese Schwachstellen können nach Verletzungen entstehen („Narbenbruch") oder „physiologische" Schwachstellen sein - z.B. die Leiste. Diese Brüche können u.a. durch das häufige Tragen schwerer Lasten entstehen. Sie können konservativ behandelt werden, indem die Schwachstellen mit Bruchgürteln oder Bruchbändern gestützt werden. Reicht dies nicht aus, kann es vorkommen, dass die Darmschlinge eingequetscht wird, was sehr schmerzhaft ist und umgehend operativ behandelt werden muss. Dabei wird die Bauchwand über der Hernie geöffnet, die Darmschlinge in den Bauchraum zurückgeschoben und der Schnitt dann wieder vernäht. Dies hört sich recht einfach an - ist es aber nicht. Die Maßnahme erfordert große Geschicklichkeit. Ähnlich verhält es sich mit Blasensteinen. Hierbei wird vom Damm aus der Blasengrund eröffnet und die Steine aus der Blase entfernt - eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, da hier eine stark blutende Wunde entstehen kann, wenn falsch geschnitten wird. Der Kundenstock von Augenärzten wird, ebenso wie von Zahnärzten und Bruch- und Steinschneidern, an einem Ort nicht allzu groß gewesen sein. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn diese Heilkundigen ihre Tätigkeit als „Fah­rende" ausübten. Möglicherweise blieben sie dabei in einem Gebiet, in dem sie ausreichend Einkünfte machen konnten. 1591 etwa erhielten Leonhart Eberhart und sein Sohn, beide Okulisten, Stein- und Bruchschneider, die Erlaubnis diese Kunst in ganz Österreich frei auszuüben, was in einem Brief mit Siegel bestätigt wurde. 51 In Eisenstadt lässt sich der Wundarzt Johann Georg Obstfelder 1728 52 sowohl als „wandernder Chirurg" als auch Okulist nachweisen. 50 Um sich eine Vorstellung von dieser Krankheit zu machen, ist ein Besuch im pathologisch­anatomischen Bundesmuseum „narrenturm" empfehlenswert. 51 AFM IV. 454. 52 GRASS, 2007/ A, 46.

Next

/
Oldalképek
Tartalom