Edvard Beneš elnöki dekrétumai, avagy a magyarok és németek jogfosztása
Zusammenfassung
ZUSAMMENFASSUNG Der Verfasser hat als erster mit der Herausgabe dieses Buches ein der heikelsten Themen aufgegriffen. Der Holocaust der deutschen und ungarischen Minderheit ist im totalitären System ein Tabu, ja mehr, eine verbotene Thematik: selbst nach 1989 widmete man ihr in Buchform keine Aufmerksamkeit in ost- und mitteleuropäischen Ländern (aus Rücksicht nicht einmal in Deutschland). Diese Frage ist aber heute brennend aktuell, von ihrer Lösung hängt die Weiterentwicklung der deutsch — tschechischen und ungarisch —tschechisch —slowakischen Beziehungen (die Stimmen nach Außerkraftsetzung und nach öffentlicher Verurteilung der berüchtigten „Benes — Dekrete" stellen eine politische Zeitbombe dar). (Diese Tatsachen könnten sogar die EU —Mitgliedschaft der Tschechei beeinflussen.) Obwohl der Titel des Buches — Eduard Benes Präsidentendekrete oder die Rechtsberaubung der Ungarn und Deutschen — seinen Inhalt vorausahnen läßt, muß gleichwohl hinzugefügt werden, daß es um viel mehr geht. Was ist der Sinn der Rechtsberaubung? Die Minderheiten (mitverstanden auch die Nazibarbarei überlebten Juden) wurden jahrelang eingeschüchtert, körperlich und seelisch gequält, diskriminiert, um- und ausgesiedelt, durch die „Reslowakisation" entnationalisiert, der Staatsbürgerschaft und des Wahlrechts beraubt, menschlich tief gedemütigt, in Konzentartions- und Arbeitslager geschleppt — und wie es zwei Autoren definierten — genozidiert. Würde das ein Westeuropäer oder Amerikaner lesen, wäre er verwundet darüber, wie das in einer vor der Welt als „demokratisch und human" deklarierten Gesellschaftsordnung, „mit zivilen, zivilisiert überliefenen Traditionen", in der zweiten „neuen" Tschechoslowakei geschehen konnte? Es geschah. Verfolgen wir nun die Art und Weise. Die ersten 5 Kapitel des sechsgliedrigen Buches umfassen — gemäß einer Anthologie — die Studien, Essays, Artikel der ungarischen, deutschen, slowakischen und tschechischen Autoren (Historiker, Juristen, Schriftsteller, Publizisten und Politiker). Der sechste Teil enthält unterschiedliche Dokumente. Das 1. Kapitel untersucht einerseits den auf den Ruinen der zerschlagenen österreichisch —ungarischen Monarchie sich aufbauendenersten tschechoslowakischen Staat mit dessen Beweggründen, Umständen und anderseits seine Auflösung 1939 und die Gründung der faschistischen Slowakei, die eigenartigen Interessen der tschechischen und slowakischen Nation. Diese Untersuchung will die im 20. Jh. gängigen tschechischen und slowakischen, seit 1918 existierenden politischen Denkweisen, die Genese der zweifellos vorhandenen Ungarn- und deutschfeindlichen Intoleranz aufdecken, die Wurzeln des längst vergangenen, im Europa des 20. Jh. unannehmbaren, von Haß geschürten, mit den Emblemen von Panslawismus versehenen nationalpsychologischen und historisch-politischen Verhalten, das kurz nach dem 2. Weltkrieg einen Chauvinismus produzierte, der imstande war, sich vom Nationalfaschismus und von dem orthodoxen Stalinismus gar nicht unterscheidende Gesetze zu erlassen, die als „Rechtsgrundlage „ zur Verleumdung der Minderheiten dienten. Borsody István schreibt in seiner Benes —Monographie: „Das Werk Benes beginnt mit Masaryk, Masaryks Werk setzt Benes fort. Das gemeinsame Werk ist die Tschechoslowakei. Ohne die beiden hätte Tschechoslowakei nicht existiert. Die Tschechoslowakei verdankte ihre Existenz ausschließlich der persönlichen Begabung und Geschicklichkeit von Masaryk und Benes. Fügen wir hinzu: und der unverantwortlichen und vollen Unterstützung der — heute sichtbaren — EntenteGroßmächte. Denn das Friedensdiktat von Trianon, die Zerschlagung der historischen Monarchie als einer ebenmäßigen, ausgeglichenen Formation, brachte keine wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung, keinen ruhigen Verbürgerungsprozeß und Frieden in Mitteleuropa mit sich, sondern wirtschaftlich —politische Instabilität, 315