Leopold Auer - Manfred Wehdorn (Hrsg.): Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (2003)
Geschichte - Michael Hochedlinger: "Geistige Schatzkammer Österreichs". Zur Geschichte des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1749-2003
Geistige Schatzkammer Österreichs 27 In Erwartung des Kaisers. Beamte des Außenministeriums und des Archivs (in der Mitte Außenminister Graf Goluchowski und Archivdirektor Winter) unmittelbar vor dem kaiserlichen Besuch 1904 Das „Staatsarchiv" in der 7. Republik: Verteidigung des archivalischen Erbes und wissenschaftliche Blüte An der dienstrechtlichen Unterstellung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, in der Zwischenkriegszeit oft kurz Staatsarchiv genannt, hat sich auch nach 1918 nicht viel geändert: es blieb den für die Außenbeziehungen Österreichs zuständigen Dienststellen, also dem Staatsamt bzw. Bundesministerium für Äußeres, sodann dem Bundeskanzleramt/Abteilung Auswärtige Angelegenheiten zugeordnet. Auch diese Verankerung im „Zentrum der Macht", unterstützt durch die anhaltende Tätigkeit einzelner Archivare für die Staatsverwaltung, etwa durch die Bearbeitung des österreichischen Aktenwerkes über die diplomatische Vorgeschichte des 1. Weltkrieges, hat mit der Einzigartigkeit der Bestände mitgeholfen, die hervorgehobene Sonderstellung des Archivs weiterhin sicherzustellen. Als das republikanische Österreich 1918 die meisten Benützungsbeschränkungen beseitigte, war der verstärkte Ansturm in- und ausländischer Forscher schon bald eine Tatsache: Benützungen und Anfragen stiegen um das Dreifache, während die Zahl der wissenschaftlichen Bediensteten absank. Auch die erfolgreiche, schon von Arneth besonders geförderte, 1858 und wieder 1868 als Teil der Dienstesobliegenheiten verbriefte wissenschaftliche Tätigkeit fast aller Archivare der Zwischenkriegszeit verdient hier genannt zu werden. Der Großteil der wissenschaftlichen Beamten erwarb nun die Lehrbefugnis an der Universität Wien und trat mit wichtigen Veröffentlichungen hervor. Universitätslehrer wie Franz Hüter (1899- 1997) oder Otto Brunner (1898-1982) haben ihre Karriere in den 1920er Jahren am