Evangélikus lyceum, Pozsony, 1856

7 auch um durch sie die Liebe und den Eifer für die ethisch-historischen Inter­essen zu steigern. Die Wissenschaftlichkeit kann besonders vom christlichen Gesichtspunkte aus des Nährstoffes aus der Vorzeit nicht entbehren; dagegen führt das übermäßige Hervorheben der sogenannten nützlichen Kenntnisse und Fertigkeiten leicht auf den Abweg des Materialismus. Doch ich lasse mich vielleicht zu weit fortreißen! Nun aber ist unsere' Schule ihrem wesentlichen Charakter nach allerdings eine christliche Lehr­anstalt und demnach verpflichtet, das Gleichgewicht und den Einklang unter den einzelnen Lehrgegenständen durch die eine himmlische Wahrheit aufrecht zu erhalten; sie ist verpflichtet ihre Glieder zur Billigkeit anzu­leiten, damit in ihren der christlichen Weisheit geweihten Hallen Gemein- stnn, gegenseitiges Vertrauen und Liebe wachsen und erstarken möge. Denn ist das Christenthum nicht allein Lehre, sondern auch That, und der Glaube nichts anderes, als rechtes, wahrhaftes Leben in Gott; was kann diese christliche Bildungsanstalt Besseres und vor Allem andern thun, als dahin streben, daß durch ihre Verfassung, ihre Lehrmethode und alle ihre Anordnungen nach allen Richtungen das thätige, frucht­bringende Christenlhum in die Herzen der Jugend gepflanzt werde. Zu diesem Zwecke laßt uns unsere eigene und die Ueberzeugung Anderer, aber nur deßhalb prüfen, damit wir in der Wahrheit gefördert werden. Laßt uns die Eigenschaften, die verschiedenen Arten und Abstu­fungen des Glaubens untersuchen, doch hüten wir uns, daß wir Mt Liebe nicht aufgeben. Wir können der auf Gründe gestützten Ein- würse nicht entbehren, weil wir wissen, daß sich der Begriff des Rechten und Annehmbaren nur bei Beachtung des Für und Wider entwickeln kann; allein die Streitsucht soll unfern Beifall nicht haben, da diese nie und ninnner.Vertrauen erweckt. Wir können das Maßlose, welcher Art es immer sei, nie begünstigen, weil wir sehen, daß es einerseits Unglauben, andererseits Fanatismus erzeugt. Wir müssen uns hüten vor dunkeln, hochtönenden, leicht mißverständlichen Ausdrücken, denn der Charakter der Wahrheit ist nicht Dunkelheit, sondern Licht und Einfalt. Wir können uns nicht unbedingt weder alten noch neuen Ansichten anschließen, da die Geschichte sattsam zeigt, daß der Schein des Zeitgemäßen nicht immer den Charakter des Wahren an sich trägt, und daß die geoffenbarte Wahr­heit ihrem Ursprung und innern Gehalte nach von dem Einflüsse der Zeit nicht abhängig ist. — Unser Streben geht dahin, die Wissenschaft für Leben fruchtbringend zu machen,

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