Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Rudolf Hoppe: Im Angesicht der Gefahr Zum Szenario der Endzeitrede Jesu in Mk 13

gung eines real-kosmischen Geschehens. Bezeichnend ist ja, daß er sogar die Gegenüberstellung „Gericht über die Gottlosen" - „Heil für die Erwählten" zugunsten der Heilsaussage auflöst und den Ge­richtsgedanken nur noch indirekt beibehält. Die kosmischen Aussa­gen haben demnach weitgehend eine Funktion, nämlich auf das un­mittelbar bevorstehende Ereignis der Befreiung aufmerksam zu ma­chen und mit Gründen dazu aufzurufen, sich auf dieses auszurich­ten. Es geht dieser Apokalypse also durchgängig um den Menschen, seine Identität und Stabilität, nicht um das Schicksal des Kosmos.19 Dem bis zur völligen Identitätsberaubung leidenden Menschen (V. 14- 20) wird die bevorstehende Befreiung aus allen Schrecknissen vorher­gesagt. Diese Linie hält die Endzeitrede des Mk durch und nimmt dafür die apokalyptische Erfahrungswelt zu Hilfe. Diese ist ja be­kanntlich eine visionäre. In dieser visionären Welt bringt der Seher die Überzeugung zum Ausdruck, daß die erfahrene chaotische Welt sich tatsächlich als eine verkehrte Welt darstellt, die am Ende ist und der die neue Ordnung ganz gewiß folgt. e) Jesusvision und apokalyptische Erwartung In welchem Verhältnis steht diese „Theo-logie" nun zur authenti­schen Jesusverkündigung? Denn daß die apokalyptische Rede nicht auf Jesus selbst zurückgeht, sondern eine Reflexion der bedrängten Gemeinde ist, ist evident und so gut wie völliger Konsens in der For­schung. Aber sie hat ihren Anhalt im apokalyptischen Horizont, in dem schon das Auftreten und Wirken Jesu standen. Dieser Horizont läßt sich mit guten Gründen an einem Visionswort des Nazareners festmachen, das wie eine Initialzündung für sein Selbstverständnis verstanden werden kann: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen" (Lk 10,18 im Zusammenhang mit der Rückkehr der 72 Jünger und deren Bericht vom Austreiben der Dämonen bei der Nennung des Namens Jesu).20 Gott, so Jesus, habe seine Herrschaft im Himmel 19 Vgl. A. VÖGTLE, Das Neue Testament und die Zukunft des Kosmos, Düsseldorf 1970, 63-66; zu Mk 13,24f vgl. ebd., 67-71. 20 Das hat überzeugend U.B. MÜLLER, Vision und Botschaft. Erwägungen zur prophetischen Struktur der Verkündigung Jesu, in: ZThK 74(1977), 416-448, nachgewiesen. Vgl. auch H. MERKLEIN, Die Botschaft Jesu von der Gottesherrschaft (SBS 111), Stuttgart 3. Aufl. 1989, 59-62; R. HOPPE, Jesus. Von der Krippe an den Galgen, Stuttgart 1996, 41-45. 26

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