Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)
Rudolf Hoppe: Im Angesicht der Gefahr Zum Szenario der Endzeitrede Jesu in Mk 13
durchgesetzt und seine entdämonisierende Macht nun in seiner, nämlich Jesu, prophetischen Botschaft und seinen Zeichenhandlungen auch auf Erden anbrechen lassen. Auch angesichts seines bevorstehenden Todes hatte Jesus an der Gültigkeit seines Anspruchs, für die hereinbrechende Gottesherrschaft zu stehen, festgehalten. Das wird aus dem auf Jesus zurückgehenden eschatologischen Ausblick Mk 14,25 deutlich. Am Karfreitag waren die Anhänger Jesu indes zunächst zur Überzeugung gekommen, Jesus sei mit seinem Anspruch gescheitert. Darauf deutet zumindest die Flucht aller Jünger hin. Im Licht des Osterglaubens zu neuer Überzeugung von seiner Person und Botschaft gelangt, konnten sie nun die jüdisch verbreitete und im alttestamentlichen Danielbuch und dem außerbiblischen äthiopischen Henochbuch belegte Vorstellung vom Kommen des Menschensohnes mit dem erhöhten Jesus verbinden. Schon sehr bald nach dem Karfreitag hatte sich in der Gruppe der Jesusanhänger deshalb die glaubende Erwartung der baldigen Wiederkunft des erhöhten Christus gebildet. Ein fragmentarisches Zeugnis dieser Vorstufe der Menschensohnerwartung finden wir m.E. in dem „Maranatha-Ruf" der frühesten palästinischen Urge- meinde (IKor 16,22; Did 10,6; vgl. Offb 22,20).21 Das apokalyptische Grundverständnis führte dann allerdings auf dem Weg der Berührung mit der hellenistisch-römischen Welt von der Erfahrung der Eskalation der vielfältigen Repressalien nicht nur zur Überzeugung des Kommens, sondern auch zur übersteigerten Überzeugung, der Erwartete sei schon gekommen. Ein Beleg für diese „enthusiastische Überhitzung" apokalyptischer Erwartung findet sich im nachpaulini- schen 2 Thess, ohne daß man zwischen der Mk-Apokalypse und 2 Thess irgendwelche Berührungen vermuten müßte, es geht nur um eine Phänomenbeschreibung urchristlicher Erwartungshaltungen. Solchen Bewegungen steuert die Apokalypse entgegen. Sie nimmt die Schrecknisse der Zeit wahr, versucht aber den einen Schritt nach dem anderen zu tun: zuerst die Vorzeichen des Endes, und dann erst kommt der Menschensohn. Ihn verbindet sie dann noch nicht einmal mit der Vernichtung der Frevler, sondern das Gewicht liegt auf der Errettung der Jesusgläubigen. Damit entspricht die Apokalypse der 21 Vgl. A. VÖGTLE, Die 'Gretchenfrage' des Menschensohnproblems (QD 152), Freiburg u.a. 1994. 27