Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Rudolf Hoppe: Im Angesicht der Gefahr Zum Szenario der Endzeitrede Jesu in Mk 13

Der Mittelteil des Textes rückt die große Drangsal ins Zentrum. Auffällig ist dabei, daß sie zunächst nicht mit kosmischen Ereignissen verbunden ist. Sie besteht vielmehr im sogenannten „Greuel der Ver­wüstung" und erfordert ein dementsprechendes Verhalten. Der christliche Apokalyptiker greift auch hier zur Konstruktion und Ver­mittlung seines Szenarios auf literarische Vorbilder und geschichtli­che Erfahrungen zurück. Er und seine Adressaten wissen, daß etwa 200 Jahre zuvor der Hellenistenherrscher Antiochus IV. den Tempel entweiht und jegliche Ausübung der jüdischen Religion verboten hatte. Die Opferpraxis war von ihm unterbunden worden „durch einen Aufsatz auf den großen Brandopferaltar im Jerusalemer Tempel (so 1 Makk 1,54), der einer fremden Gottheit geweiht war (deshalb 'Greuel') und Opfer für diese fremde Gottheit ermöglichen sollte. ... Am plausibelsten ist wohl die Vermutung, daß eine Art 'Massebe' (steinernes Idol) auf den Altar gesetzt wurde, wie wir sie in hellenistischer Zeit auch auf Altären in anderen Orten Palästinas finden."12 Daran erinnert mehr­fach das Buch Daniel. Die Vorgänge der verhängnisvollen Helleni­stenzeit und deren danielische Deutung als Vorboten der Universal- herrschaft Jahwes sind für den Schöpfer des apokalyptischen Evange­lientextes der historisch-literarische Anhaltspunkt für seine Einord­nung der von ihm in Szene gesetzten Drangsale in seine Geschichts­konzeption. Es geht zum Verständnis seines Textes also nicht so sehr um die Frage einer Identifizierung des von ihm aufgenommenen Mo­tivs des 'Greuels der Verwüstung' als vielmehr darum, es im Sinne einer Reminiszenz an die Vergangenheit mit den erwarteten künfti­gen Ereignissen in Verbindung zu bringen und aus ihnen die entspre­chenden Schlüsse zu ziehen. Denn die Eskalation des Chaos ist ja, so die apokalyptische Überzeugung, nur das Signal für das nahe Heil. Das ist jedenfalls das Erklärungsmuster für die schlimmen Erfahrun­gen: erst hinter dem überdimensionierten Unheil leuchtet die neue Welt auf, aber das Verstehen der Geschehnisse ist auch erst die Vor­aussetzung für die Erfahrung der Wende. Mit dieser aufgeladenen, ja geradezu „überhitzten" Prophezeiung steht die Mk-Apokalypse nicht allein. Anfang des 1. Jahrh. n. Chr., vielleicht kurz nach 6 n. Chr., ist die schon genannte AssMos anzu­12 D. BAUER, Das Buch Daniel (NSK 22), Stuttgart 1996, 173. c) Der „Greuel der Verwüstung" (Mk 13,14-20) 22

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