Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)
Rudolf Hoppe: Im Angesicht der Gefahr Zum Szenario der Endzeitrede Jesu in Mk 13
Esrabuch (nach 70 n. Chr.), findet. Dort wird Esra „immer wieder betont als Angehöriger des besonderen Kreises der Gerechten und Weisen herausgestellt. Nur diesem esoterischen Kreis sind neben dem Gesetz die geheimzuhaltenden apokalyptischen Geheimnisse ... anvertraut worden".10 11 Das Wissen des Apokalyptikers um den Plan Gottes ist also ein literarisches Mittel, das ein Ordnungssystem in der nicht mehr plausiblen Geschichte vermitteln will. Es ist ein eminent theologisches Anliegen: Mit der Aussage „Das muß geschehen" verfolgt der apokalyptische Fromme das Ziel, „in der gegenwärtigen Krisenlage Vertrauen in Gottes weltordnendes Walten wachzuhalten oder erneut zu stiften."11 Das ist aber noch nicht alles. Das Wissen des Apokalyptikers richtet sich auf die in Bälde eintretende Wende. Weil apokalyptisches Denken alle Erfahrung nur geschichtlich deutet, kann das Walten Gottes auch nur geschichtlich gedacht werden. Der Offenbarungsempfänger göttlicher Weisheit spricht von der geschichtlichen Wende, die alle gegenwärtigen Krisensituationen überwinden wird. Zur Konturierung dieser Heilswende gehört dann aber zunächst die vorläufige Steigerung der Schrecknisse; insofern liegt in ihnen letztlich ein Grund zur Hoffnung. Das angesagte Szenario der Erhebung aller gegen alle (V. 8) hat denn auch die Funktion, auf die Notwendigkeit der Eskalation des Bösen zu verweisen (vgl. 4 Esr 6,23; Jes 19,2 LXX). Wenn der Apoka- lyptiker also auf das „Muß" der Drangsal aufmerksam macht, ist die Prophezeiung fast zwangsläufig, daß die gegenwärtige Negativerfahrung noch nicht das Ende ist. Das belegt uns auch wieder 4 Esr: Am Ende der ersten Vision wird dem Seher nach der Kundgabe der Schrecknisse der Natur gesagt, er werde aufs Neue Dinge erfahren, die größer seien als die geschilderten (5,13). Die gleiche Formulierung wird dann später wiederaufgenommen und zum Abschluß der nächsten Vision wiederholt (vgl. 6,31). Mit der Versicherung, noch nicht am Ende zu sein, weist der Seher von Mk 13 also gezielt von einem Akt des Dramas auf dessen nächsten voraus. 10 E. BRANDENBURGER, Die Verborgenheit Gottes im Weltgeschehen (AThANT 68), Zürich 1981, 159. 11 BRANDENBURGER, Mk 13 (s. Anm. 4), 48. 21