Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

erst offengelassen werden. Seine Schwankungen in der Frage der Religion, vor allem sein nicht ganz eindeutiges Verhalten im Atheismusstreit, scheinen über etwas anderem zu zeugen.45 Allerdings hatte wahrscheinlich auch der Adressat des Bittsch­reibens Bedenken gehabt, ob die, durch Fichte erforschte Wahrheit der durch die evangelische Kirche (von der doch Fichte die Hilfe erhofft, und darum gebeten hat) vertretenen Wahrheit entspricht. Außerdem hätte Fichte zwischen der Güte Gottes und den Konsistorialpräsidenten unterscheiden sollen, und wenn er eine finanzielle Unterstützung vom Konsistori­alpräsidenten erhofft, sich nicht in einer salbungsvollen Spra­che an die Güte Gottes berufen. In demselben Jargon schreibt Fichte am 26. November 1787 auch an Pezold, wo er die Mög­lichkeit erwägt zum Jurastudium zu überwechseln: „Bei der Theologie mein Glück zu machen, sind mir nun beinahe alle Kanäle abgeschnitten,"46 — und wieder: „Es ist wahr, nicht ohne den innersten Kampf habe ich diesen Gedanken Raum gegeben, da ich das Wohltätige Re­ligion Jesu und das Ehrwürdige, ein Lehrer dieser Religion zu sein, mit der innigsten Wärme erkannt habe: aber Schicksale, wie die mir neuerdings gewesen sind, scheinen mir der Wink der Vorsehung, daß sie mich hierinne nicht brauchen will."47 45 vgl. dazu u.a. J.G. Fichtes Schriften zum Atheismusstreit, hrsg. Frank Böckel- mann, Makol Verlag, Mü., 1969, sowie J.G. Fichte: Rückerinnerungen, Ant­worten, Fragen. 1799. Ders. Aus einem Privat-Schreiben im Jänner 1800. Bei­de in Medicus-Ausgabe, Bd.III.S. 199-260. -Weiter: Wundt, Max/Lockmann, Th.: Unbekannte Schriftstücke zu Fichtes Atheismusstreit. In: Blätter für Deu­tsche Philosophie. Zeitschrift der Deutschen Philosophischen Gesellschaft. Bd.l.S.l 18-123. Berlin, 1927/28. Den Aufsatz von Robert Stadler, S.J. Der neue Gottesgedanke Fichtes. Eine Studie zum Atheismusstreit. In: Theol. u. Phil. 54. Fr/Br. 1979. 481-541 (auf den ich mich öfters berufen werde). 46 Kantstudien, VI.S.185 ff. -zitiert nach Medicus, S.17 47 Ebd. -„die innigste Wärme” ist nicht immer ein Wesenszug Fichtes. Vgl. dazu u.a. das zwar zu popularisierende, aber lehrreiche Werk von Wilhelm Weis- chedel: Die philosophischen Hintertreppe, 1966, -sowie das reiche Material in: 26

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