Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

Fichtes in der Theologie kann kaum gesprochen werden. In ei­nem Brief gesteht Fichte zu: „Ich habe über meisten Gegenständen in der Theologie gedacht, geredet und gearbeitet; aber ich gestehe, daß ich in eizelnen historischen Zweigen derselben, besonders im Hebräischen Lücken habe..." Diese Passage stammt aus dem Brief an den Konsistorial- präsidenten v. Burgsdorf, dem Fichte zugesteht, daß er sich wegen der Mängel im Theologiestudium „bitterlich schämt".42 43 Er wendet sich an den Konsistorialpräsidenten um eine Unter­stützung, und als Grund der Sachlage seines Studiums gibt er an, er mußte sich ständig für seinen Lebensunterhalt mit di­versen Dingen beschäftigen. Wir können nicht genau aufzei­gen, wo die genannten „Lücken" liegen, aber ein zur Hälfte absolviertes Theologiestudium kann unter Umständen der bes­te Weg zum theologischen Dilettantismus sein. Es ist leicht möglich, daß dann die Idee der Aufklärung vor allem in popu­larisierender Form, in der ihr Fichte zuerst begegnet war, sich umso anlockender erwies. Fichte hat den Konsistorialpräsiden­ten auch persönlich besucht, aber seine Bitte um eine finanziel­le Unterstützung wurde zurückgewiesen. Es sind nur zwei Bri­efentwürfe Fichtes nach diesem Besuch überliefert worden. Er betont in beiden, „er wisse, daß er ohne Parteilichkeit und mit dem reinen Wunsche, Wahrheit zu finden forsche, und er sei von Güte Gottes überzeugt, daß sie einen aufrichtigen Forscher nicht werde fortirren lassen, wenn sie ihn auf dem Irrwege fin­de."44 Ob Fichte ein so „aufrichtiger Forscher" war, und ob er „den reinen Wunsch" hatte, die Wahrheit zu finden, soll zu­42 Fichte, Immanuel Hermann: J.G. Fichtes Leben und Briefwechsel. 21, 27 ff. -zitiert nach Medicus, S.15 43 Ebd. 44 Kantstudien VI, 187 ff. u. 190 ff. Zitiert nach Medicus, S.16 25

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