Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

— so darf man in Lessing keineswegs einen Befürworter des „Päpstlichen Primates" erblicken wollen. Er sagt nämlich: „Die Regula fidei ist der Fels auf welchen die Kirche Christi erbaut worden, nicht Petrus und dessen Nachfol­ger."28 29 Lessing ist ein Aufklärer. Er sieht die antireligiöse Einstel­lung vieler seiner Zeitgenossen, erblickt aber den Grund dafür anderswo als Goetze und die ihm Gleichgesinnten: „...weiß der Herr Hauptpastor wohl, da selbst in diesen barbarischen Zeiten noch mehr Einwürfe gegen diese christ­liche Religion gemacht wurden, als die Geistlichen zu be­antworten Luft hatten? (eine Allusion auf die Zeit 9-13. Jh. — R.Z.) Bedenkt er wohl, daß diese Zeiten nicht darum der christlichen Religion so verderblich wurden, weil niemand Zweifel hatte, sondern darum, weil es Zeiten waren^wie der Herr Hauptpastor will, da unsere werden sollen?" Lessing möchte scheinbar die wahre Religion und damit den echten Glauben einerseits jederzeit für eine kritische Refle­xion zugänglich wissen (vor allem was die schriftlichen Quel­len der Offenbamng betrifft, da sie ja ihrer literarischen Eigen­art gemäß auch Gegenstand der Quellenkritik sein können soll), andererseits möchte er die Wahrheit der Offenbarung in das Innere der Wahrheit selbst unterbringen: „Ich: Wenn seine Absichten keine innere Güte haben, so können die Religionssätze, die er mir beibringen will, auch keine innere Wahrheit haben... Er: Woher will er die Er­kenntnis der inneren Wahrheit der christlichen Religion nehmen? Ich: Woher die innere Wahrheit nehme? Aus ihr selbst. Deswegen heißt sie ja die innere Wahrheit; die Wahr­heit, die keiner Beglaubigung von außen bedarf."30 28 Nötige Antwort §(7) 29 Anti-Goeze, S.325 30 Axiomata X(10), S.296 19

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