Zoltán Rokay: Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes (2001) - Studia Theologica Budapestinensia 23. (2001)

Die Jugend Fichtes unter dem Aspekt des Einflußes auf seine Religionsphilosophie - Das Studium

Es ist viel Richtiges daran, was Lessing behauptet. Die Wahrheit der Offenbarung kommt nicht von außen — und da­zu zusätzlich — soll sie in der Offenbarung selbst innewoh­nen, ja mit ihrem Inhalt, mit ihrer Botschaft identisch, damit schon gegeben sein, und nicht nachträglich von außen ihr an­geheftet werden.31 Es ist aber eine andere Frage, ob ich die Wahrheit durch einen proleptischen Argumentationsweg der kritischen Reflexion der autonomen Vernunft entziehe. Diese Vernunft muß freilich die Unbegründbarkeit der Basissätze ganz im Sinne des Aristoteles respektieren, nicht aber durch Verinnerlichung vom Weiterfragen zurückdrängen laßen. Die wesentlichen Wahrheiten bleiben für Lessing unantast­bar, da sie von der Bibel, die die Vernunft kritisiert, auch unabhängig sind. Zwischen dem religiösen Gefühl und dem Schriftwort besteht ein Einklang, aber das erste ist im be­stimmten Sinne vom letzteren unabhängig: „... wenn man auch nicht imstande sein sollte, alle die Einwände zu heben, welche die Vernunft gegen die Bibel zu machen so geschäftigt ist: so bleibe dennoch die Religion in den Herzen derjenigen Christen unverrückt und unverküm­31 Von der Seite der evangelischen Theologie vgl. dazu: Konrad, Franz: Das Of­fenbarungsverständnis in der evangelischen Theologie. (Beiträge zur ökumenis­chen Theologie. Hrsg. Von Heinrich Fries, Bd.6) Hueber, München, 1971. - Von der Seite der katholischen Theologie: Knauer, Peter: Klassische Apologe­tik und hermeneutische Fundamentaltheologie (in: Stimmen der Zeit, 3/84.202 Bd.Jhg 109, S. 200 ff): „In der Sicht einer hermeneutischen Fundamentaltheo­logie hat die Vernunft zwar nicht die Aufgabe, den Glauben zu stützen. Das wäre, als wollte man einen Felsblock auf Streichhölzer bauen. Als eine Leben und Sterben übergreifende Gewißheit ist Glaube unendlich mehr als Vernunft. Aber die Vernunft hat die Funktion eines Filters. An einer kritischen und damit engmaschigen Vernunft bleibt aller Aberglaube hängen. Nichts darf geglaubt werden, was einer ihre Autonomie wahrende Vernunft widerspricht. Nur gegen das wirkliche Wort Gottes wird eine kritische Vernunft keine stichhaltigen Einwände erheben können. Das eigentliche Wunder der christlichen Verkündi­gung besteht in dieser ihrer Eigenschaft.” (a.a.O.) 20

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