Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

3. Die Praxis der Kirche - 3c) Seelsorge durch Gespräch

werden, die in der konkreten Lebenssituation der Krankheit auftau­chen. Nicht erst dann gewinnt das Seelsorgegespräch seine spezifisch seelsorgerliche Qualität, „wenn sich zeigt, daß der Ratsuchende neben, bzw. hinter allen möglichen Sorgen auch eben religiöse Pro­bleme hat".219 Das schließt ein, daß es nicht bloß um eine „Vermitt­lung zwischen der Botschaft Jesu und der konkreten Lebenssituation des Menschen"220 221 gehen kann. Dadurch wäre nämlich die Gefahr einer kurzschlüssigen Engführung der Gesprächssituation gegeben, denn die Ausklammerung der anderen Fragen nimmt „den ganzen Menschen in seiner leibhaften und geschichtlichen Existenz"2 1 nicht ernst. So kann man denn auch nicht von einem „Ausverkauf" christli­cher Werte sprechen, wenn man feststellt, daß das seelsorgerliche Ge­spräch nicht allein auf religiöse Fragen eingeschränkt sein darf und behauptet, daß es „als durch und durch menschliches Gespräch mit ganz und gar säkularen Inhalten (eine) religiöse Valenz besitzt".222 Dieser „Ausverkauf" findet eher wohl dort statt, wo das Heil des Menschen, worum es im seelsorgerlichen Gespräch schließlich geht, von dessen Leben als losgelöst erscheint bzw. künstlich losgelöst wird. Die christlichen Positionen erscheinen erst in einem Gespräch bedroht, in dem die konkrete und meist durchaus „weltliche Lebens­problematik"223 des kranken Menschen unberücksichtigt bleibt, da ein solches Gespräch den Menschen nicht als ganzen sieht. Dadurch würde dann der Gesprächspartner des Seelsorgers zu einer Art von „Heilsobjekt" und das Gespräch zu einer „Predigt en miniature".224 Auch von daher kann es grundsätzlich keinen Bereich geben, der nicht Gegenstand eines seelsorgerlichen Gesprächs werden könnte.225 Das Proprium des seelsorgerlichen Gespräches als einer Zwie­sprache zwischen zwei Subjekten ist das des Dienstes am Heil des Gesprächspartners. Damit ist das Gespräch Seelsorge im Kranken­219 Bärenz, S. 83. 220 Filthaut, S. 318. 221 Preul, S. 63. 222 Ebd., S. 64. 223 Preul, S. 64. 224 Gauly, S. 140. 225 Gauly, S. 140. 53

Next

/
Oldalképek
Tartalom