Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

3. Die Praxis der Kirche - 3c) Seelsorge durch Gespräch

Sprache erscheint so, kurz gesagt, als „eine Leistung" des Men­schen.207 „Der Mensch ist nur Mensch durch die Sprache", denn in ihr „findet der Mensch seinen (...) adäquaten Ausdruck".208 In der Sprache kommt der Mensch zur umfassenden Darstellung seiner selbst. In den Sprechakten spricht sich der Gedanke aus, „das Innere des Menschen tritt nach außen. Sprache gelingt es, Vergangen­heit und Zukunft zur Sprache zu bringen, Sichtbares und Unsichtba­res. Aber Sprache beschreibt nicht nur Wirklichkeit, sondern sie schafft und stiftet sie auch".209 Diese Eigenschaft der sogenannten „performativen Sprache" läßt durchaus den Schluß zu, daß durch Sprache und damit durch das seelsorgerliche Gespräch manifest ist, „daß (...) wir nicht als isolierte, atomisierte Einzelne existieren können",210 vielmehr zeigt die Eigenschaft der Performanz die ganze Gestalt des Wortes als einen Dialog. Damit ist aber wesentlich der Mensch als Sprachwesen als ein dialogisches Wesen ausgewiesen.211 Für den Zusammenhang des seelsorgerlischen Gesprächs scheint uns hier der philosophische Ausatz des dialogischen Personalismus und dessen Verständnis von Sprache wichtig, da bei dieser Sichtwei­se „sich das Sein (...) in der Erkenntnis der begegnenden anderen Person"212 am ursprünglichsten zeigt und dieses Sein des Menschen „sich im Dialog, in Wort und Liebe vollzieht".213 Einer analytischen Sprachphilosophie muß eine solche Betrach­tungsweise notwendig fremd sein.214 3.7 Das Proprium des seelsorgerlichen Gesprächs Nachdem wir einige sprachphilosophische Überlegungen ge­streift haben, um etwas über die Eigenschaften und die Qualität von Sprache und Gespräch zu erfahren, stoßen wir bei der Bestimmung 207 Fries, S. 12. 208 Ebd„ S. 14. 209 Fries, S. 21. 210 Vgl. ebd.. 211 Ebd., S. 30. 212 Ebd., S. 31. 213 Vgl. ebd., S. 36. 214 Vgl. Karle, Seelsorge in d. Moderne, zur kritischen Würdigung Scharfenbergs. 51

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