Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift

2.8 Im Neuen Bund: Matthäus 10,8 f. Der ausgewählte Text des Matthäus steht in einem Zusammen­hang mit der Aussendungsrede an die Zwölf, auf die in dieser Arbeit nicht rekurriert werden kann;110 bedeutend für die Frage nach Umgang und Verständnis des Neuen Testamentes mit dem Phäno­men der Krankheit scheint allerdings der Sendungsauftrag und — inhalt Jesu an seine Jünger in den Versen 7f. des 10. Kapitels Matt­häus. Deshalb zunächst einmal der Text: Geht aber und verkündet) T)as Himmelreich ist nahe herbeigekommen!' Heilt Kranke, erweckt Tote, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus! Umsonst habt Ihr empfangen, umsonst sollt Ihr geben! Der Auftrag an die Jünger ist inhaltlich dem Jesu angeglichen. Sie haben die gleiche Botschaft wie er selbst auszurichten und zu ver­kündigen. Darüber hinaus üben sie durch ihr Wirken das gleiche Tun wie Jesus. „Hat Jesus seinen Jüngern Anteil an seiner Vollmacht, die Kranken wie Toten, Aussätzigen wie Besessenen gilt, ohne Entgelt gegeben, so muß die Ausübung dieser Vollmacht ebenfalls umsonst sein".111 So verkündigen die Boten Jesu das gleiche wie er selbst und die Tatsache, daß Gottes Herrschaft angebrochen sei, erweist sich in den Heilstaten, „die bei Matthäus auführlicher aufgezählt werden"112 als bei den Seitenreferenten. Die „therapeutische Kraft"113 erwächst zum einen aus der Voll­macht Jesu wie sie andererseits den Glauben der Jünger erfordert. Daher enthält der gesamte Text inklusive der Aussendung fast nur imperativische Sätze. Genauso befremdend muß die Tatsache aufge­faßt werden, daß hier von „Wanderradikalen" die Rede ist, „die bet­telarm und ohne Wohnsitz durchs Land ziehen".114 Neben diesen Schwierigkeiten der Einordnung des Textes in die kirchliche Wirk­lichkeit von heute bleibt allerdings die Tatsache, daß „die Gottesherr­schaft der Horizont der ethischen Verkündigung Jesu" angesehen 110 Vgl. zu diesem exegetischen Problem besonders: Grundmann, S. 289f. sowie Gnilka, in: Herders Theol. Kommentar, S. 362. 111 Grundmann, S. 289. 112 Gnilka, S. 92. 113 Ebd.. 114 Luz, U„ S. 90. 30

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