Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift

werden kann und diese gleichgewichtig neben dem Heilungsauftrag steht. Nach Luz sind die imperativischen Forderungen der Kranken­heilungen, der Totenauferweckung, der Aussätzigenreinigung und der Dämonenaustreibung lediglich „Beispiele für Krankenheilungen" und nehmen Geschichten aus den Kapiteln Mt 8-9 auf. Konstittutiv für die Verkündigung ist der Heilungsauftrag, so daß nicht bloß der ethische Anspruch der Verkündigung promulgiert wird, sondern „konkrete Heils- ja Heilungserfahrung einschließt."115 Daß eben der Vers 8 (Heilt Kranke, weckt Tote auf u.s.w.) in der Geschichte der Auslegung zurücktritt oder „gar verschwiegen wird",116 löst nicht das Problem, ob zur Verkündigung das „Wunder" gehört und was passiert, wenn diese ausbleiben. Mit Luz ist die grundlegende Bedeutung der therapeutischen Mission z.B. von E. Drewermann in diesem Zusammenhang für die Kirche wichtig. Die zwölf Jünger als Verkünder des Reiches Gottes sagen wie in der Predigt Jesu die von Gott herkommende, „befreien­de und rettende Herrschaft",117 die sich in gravierenden Taten von Reinigung der Aussätzigen und Totenerweckung ausdrücken. Kran­kenheilungen und Dämonenaustreibung haben hier „mehr zusam­menfassenden Charakter".118 Auch Gnilka fragt, inwieweit das als eine eschatologische Erweckungsbewegung begonnene Christentum diese Weisungen noch beachtet. „Dennoch sind die Grundanliegen der Weisungen Jesu zur Aussendung der Jünger — in veränderter Form — heute noch gültig...Die Verkündigung muß Hand in Hand gehen mit dem Bemühen, das Elend abzubauen. Jesus gab seinen Jüngern nicht Waffen, sondern Wundermacht".119 Diese Mächtigkeit — als Inbegriff für Kirche und Seelsorge - deutet Drewermann so: ,/Kranke zu heilen'- dieses Wort am Anfang der Jüngeraussendung ist wie die Überschrift, wie die vorgreifende Zusammenfassung all dessen, was Jesus von seinen Jüngern und durch seine Jünger erreichen wollte".120 Hier wird Krankheit defi­niert als „Angst", die als Hypothek des Menschen ihm auferlegt, 115 Luz, S. 93. 116 Ebd., S. 94. 117 Gnilka, S. 364. 118 Ebd.. 119 Ebd., S. 371. 120 Drewermann, S. 150. 31

Next

/
Oldalképek
Tartalom