Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift

rer Betrachtung des Aufbaus des Krankenpsalms können wir zwi­schen der Selbstdarstellung des Beters (Vv 3a-5a), einem Gebet (W 1.2.4.,4-8,11) und einem warnenden Appell an Unbußfertige (VV 9 und 10) unterscheiden.102 Diese Kombination deutet schon verschie­dene Zwecke des Psalms an: Die Hörer werden über das dem Psal- misten Widerfahrene unterrichtet zwecks einer Belehrung. Dies ge­schieht in den Heilspreisungen am Anfang, den Paradigmen und Bildern. Der hier zum Ausdruck gebrachte Wille zur Mitteilung im­pliziert als einen dialektischen Gesichtspunkt über lange Strecken des Psalms (in den W 3-7, explizit in V 6 und den VV8-10 entfaltet) das Ziel der Belehrung der Hörer.103 Weiterhin ist das öffentliche Bekenntnis der Schuld vor Gott und die Verkündigung seiner Heilstaten und damit das Element der Danksagung jene Intention, die nachgeordnet vom Verfasser ins Wort gebracht werden mußte.104 Ähnlich wie auch in den Klagepsalmen geschieht in diesem Dankpsalm etwas:105 Die Heilung wird als eine Kraft Gottes erfahren, als eine Rettung. Die Heilung von der Krank­heit ist also eine Begegnung mit Gott, die Genesung wird „als ein Geschehen im Gegenüber zu Gott verstanden"106 107 und bekannt. Der Verfasser des Psalms hat in der Heilung selbst eine personale Erfahrung gemacht und er ist in dieser Heilung seinem Heilenden begegnet. 02 Dabei zeigt sich „der Widerhall der Erfahrung des Ge­heiltwerdens im Sagen wie im Tun".108 Die Erfahrung der Heilung macht der Kranke nach dem 32. Psalm im Aussprechen seiner Situa­tion, im Hinstellen seines Daseins vor den Gott Jahwe; dadurch, daß er sein Leben ausspricht, daß er nicht mehr schweigt (Vers 3), sondern sich so vor Gott ausspricht, wie er ist und damit seine „nicht näher definierte Verschuldung gegenüber Jahwe"109 nicht mehr zu unterdrücken sucht, wird er von Gott gerechtfertigt, denn sein vergebender Zuspruch als Antwort auf die menschliche Beja­hung der Verantwortung leitet dann die Heilung ein (vgl. Vers 5b). 102 Vgl. Seybold, Heilung, S. 110. 103 Vgl. ebd. 104 Vgl. Seybold, Gebet, S. 162. 105 Vgl. Westermann, Ruf, S. 578. 106 Westermann, Heilung, S. 5. 107 Vgl. ebd., S. 6. 108 Ebd.. 109 Westermann, Heilung, S. 5. 29

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