Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift

in die Tiefe des Leides neigt, Antwort"93 auf den Anruf des Men­schen, hier auf die zur Sprache gebrachte Erfahrung persönlichen Leides in der Krankheit. Das Gebet der Krankenpsalmen ist keine Reflexion in der Theorie über das Leid, sondern ist erwachsen aus erlebten Situationen des Alltags und hat die Funktion des Appells an Jahwe. Der Beter appelliert in der Klage an seinen Gott; „Klage sieht nach vom, auf eine Wende des Leids".94 In dieser Wende, in der Er­fahrung von Rettung und Heil „wird eine Gottesbegegnung erfahren; jede Erhörung realisiert sich in einer Begegnung mit Gott".95 2.7 Im Alten Bund: Psalm 32 Eine solche Erfahrung wird auch im 32. Psalm beschrieben. Nach den Ergebnissen der neueren Forschung ist ein Krankheitsbezug in diesem Psalm nicht ganz sicher anzunehmen,96 so daß die traditio­nelle Deutung diesen zweiten der sieben Bußpsalmen als ein „indivi­duelles Danklied für vergebene Schuld"97 ansieht. Obwohl eine Ein­ordnung des Textes schwerfällt, ist der Text doch aufgrund einer Krankheit entstanden:98 aus Vers 4a) wird nämlich geschlossen, daß hier körperliche Leiden beschrieben sind, die als von Jahwe verur­sacht angesehen werden.99 Seinen Sitz im Leben hatte dieser Psalm in der Liturgie „inner­halb der kultischen Restitution",100 also der Wiedereingliederung des Kranken im sozialen wie im religiösen Sinne. Diese bestand nach Hiob 33,19ff. und nach Psalm 107,17.ff aus den drei Teilen des Süh­nerituals, des Gemeindegottesdienstes und der Opfermahlfeier. Der Psalm 32 wird vom Verfasser oder von einem Genesenen in­nerhalb einer solchen Feier vorgetragen worden sein.101 Bei genaue­93 Westermann. Ruf, S. 576 94 Ebd., S. 579. 95 Ebd., S. 578. 96 Vgl. Haag, Sp. 142Iff. 97 Deissler, S. 132. 98 Vgl. Seybold, Gebet, S. 159ff. 99 Vgl. ebd.. 100 Ebd., S. 163. Vgl. auch Seybold, Heilung, S. 110. 101 Ebd.. 28

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