Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift

Jahwe ist Verursacher von Krankheit wie auch Retter aus Krank­heit, er allein ist im Glauben dieses Volkes „Herr über Leben und Tod". Damit war der „Umgang mit der Krankheit für Israel Jahwes Monopol".73 Da Jahwe vom Volk Israel als der Herr der Krankheit, der Leid verhängt, und auch als der Herr des Lebens, der Heilung schenkt, verstanden wurde, deutete die biblische Tradition die Schickung von Krankheit verschieden. Dabei wurde „eine ganze Palette von Verste­hensversuchen gewagt",74 die im Problem der Krankheitsursachen „eher Angebots- als Stringenzcharakter haben",75 somit also eher deuten und erklären als denn nachweisen wollen. Als ein Erklä­rungsmodell für die Krankheit ist ein geglaubter Zusammenhang von Schuld bzw. Sünde und Krankheit in Israel gängig. „Krankheit als göttliches Strafgericht"76 wird von Gott verfügt, wie auch in der Prophetie Israels dieser „Tun — Ergehen — Zusammenhang"77 78 und damit eine kausale Folge von Schuld und Krankheit angenommen wird. Darüber hinaus aber sieht gerade die prophetische Tradition „im Leid einen Ruf zur Umkehr". Schließlich wird in der Abrahamserzählung (Gen 22) wie bei Tobias (Tob 12,13), Judith (Jud 8,21) und besonders bei dem Dulder Hiob die Annahme des Leidens als eine Praxis des Glaubensgehor­sams verstanden und erzählt,79 die Krankheit selbst aber erscheint nun als Läuterung und Hilfe, als eine Prüfung. So können in der Pro­phetie, beispielsweise in der Rede vom leidenden Gottesknecht, Krankheit und Leid als „Situationen besonderer Gottesnähe"80 erklärt werden. Im Ganzen aber ist und bleibt die Krankheit ein „Makel",81 Zeichen einer unheilen Welt82 und diese Störung hat ihre Wurzeln in einem gestörten Gottesverhältnis nach der jahwistischen Theologie. 73 Pastorale, S. 44. Vgl. auch Amos 3, 6.! 74 Zenger, S. 31. 75 Ebd.. 76 Vgl. V. Rad, S. 288. 77 Zenger, S. 31. 78 Ebd.. 79 Vgl. ebd., S. 33. 80 Ebd., S.34. 81 Pastorale, S. 42. 82 Ebd.. 26

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