Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)
2. Anthropologische und theologische Grundlegung der Seelsorge im Krankenhaus - 2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift
2b) Die Botschaft der Heiligen Schrift 2.6 Die Sicht der Krankheit in der Hl. Schrift Ein Blick in die Religionsgeschichte zeigt, daß die Krankheit bei den Völkern immer als ein religiöses Problem verstanden wurde. In der Heiligen Schrift wird das Phänomen der Krankheit nicht in der Form einer zusammenhängenden Theorie erklärt. Dennoch finden sich gewisse Grundmerkmale in der biblischen Tradition, die im Alten Testament in einer aufgefächerten Form „viele Einzelsituationen leidender Gruppen und Individuen"64 darstellen. Diese Ausgangslage soll nun weiter verdeutlicht werden: Israel kannte eine Fülle von Krankheiten, wobei in der Häufigkeit die Haut- und Augenerkrankungen weit vorne lagen.65 Der Beruf des Arztes ist im Alten Testament nicht eindeutig belegbar:66 „In Israel hören wir nichts von einem Stand der Ärzte".67 Wohl aber waren Heilkundige, Wundärzte und die Leviten mit einem je eigenen Funktionsbereich als Heiler für das Krankheitspanorama Altisraels68 bekannt. Diese Kunst wurde damals noch nicht berufsmäßig ausgeübt: weithin verfügten Gottesmänner (zum Beispiel Elija) über heilende Kräfte.69 Das Weltbild des alten Israel war im letzten davon geprägt, daß Gott als der Herr über Krankheit und Gesundheit anzusehen sei. Damit wurde auch jederlei Heilung als ein Wirken Gottes erfahren und geglaubt, weil alle besonderen Ereignisse im Leben letztlich mit Jahwe zu tun hatten und in Verbindung gebracht wurden.70 Diese „ungebrochene Gewißheit"71 teilte Israel mit den altorientalischen Religionen.72 64 Zenger, S. 28. 65 Vgl. Wolff, S. 21 Iff. 66 Vgl. Westermann, Heilung, S. 3. 67 Ebd..Vgl. auch Wolff, S. 213. 68 Vgl. Wolff, S. 214. 69 Westermann, Heilung, S. 3. 70 Ebd.. 71 Wolff, S. 217. 72 Vgl. Pastorale, S. 44. 25