Gudrun Bohle: Die Frage der Läuterung im Alten Testament - Studia Theologica Budapestinensia 20. (1998)

I. Einleitung - Begriffliche Klärung von "Läuterung" - I.2. Beschreibung des Begriffsinhaltes von "Läuterung"

beginnt, und selbst hier ist es zunächst noch nicht im Zentrum der Theologie. Im folgenden ist der Bedeutungsgehalt dieses Gegensatzpaares jeweils abhängig von der Tradition, in der es verwendet wird. So werden auch diese Begriffe in der Einzelauslegung zur Sprache kommen. Als grundsätzliche Bemerkungen sollen genügen, daß anstelle von "rein" auch "heilig" die Opposition zu "unrein" bilden kann. Außerdem ist bei der Vorstellung von Reinheit und Unreinheit wichtig zu beachten, daß diese kultisch verstanden werden kann, aber auch im übertragenen Sinn: moralische Reinheit oder Unreinheit43. Wie dies im einzelnen noch dargelegt werden wird, können diese Vorstellungsebenen auch ineinander übergehen. c) Distanz zwischen Gott und Mensch. Es wird im Laufe der Arbeit von besonderem Interesse sein, wo in diesem Spannungsverhältnis jeweils der Ort Gottes und des Menschen ist. Zu einem wirklichen Verständnis von Läuterung wird es nur kommen können, wenn mindestens Gott außerhalb dieser beiden Pole steht und so über beide Bereiche Macht hat. Dafür ist ein Verständnis von "Heiligkeit" notwendig, das besagt, daß er der souveräne Herr ist, der nicht an bestimmte Kategorien gebunden ist und die Freiheit und Macht besitzt, diese Spannung zu überwinden. Diese souveräne Heiligkeit wiederum setzt Gott dem Menschen gegenüber, da dieser innerhalb des Alten Testamentes durch die verschiedenen Traditionen hindurch diese Macht nicht besitzt. Der Mensch ist angesichts dieser Spannungen auf das Wirken Gottes angewiesen. Zwar wird sich zeigen, daß es verschiedene Möglichkeiten menschlichen Zutuns gibt, aber letztlich geht jeweils die Initiative von Gott aus. 43 vgl. besonders: H.Ringgren, Art. lilE , THWAT III. 2/3, Sp. 306-315. und G.André, Ait. KCE, THWAT III. 2/3, Sp. 366-380. 20

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