Fila Béla - Erdő Péter (szerk.): Teológus az Egyházben. Emlékkönyv Gál Ferenc 80. születésnapja alkalmából - Studia Theologica Budapestinensia 12. (1995)
Erzbischof Josef Stimpfle: "Veritatis Splendor". - "Fel sin der Brandung"
Was Nachfolge Christi bedeutet, ist zutiefst in dem Wort „Liebe" enthalten, jener Liebe, die der Heilige Geist ausgießt in die Herzen der Gläubigen. Der Heilige Geist bewegt sie, den Vater und auch Christus so zu lieben, wie Christus selbst den Vater liebt, und für unser Leben mit den Mitmenschen den Maßstab anzulegen, den Christus selbst uns in die Hand gegeben hat: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben" (Joh 13,34). Wer empfindet nicht die Schönheit des christlichen sittlichen Lebens, die der Papst im ersten Teil der Enzyklika darstellt? Aber wen befällt nicht zugleich das Gefühl, dieses hohe Ideal übersteige die Kräfte des Menschen? Der reiche Jüngling hat angesichts dieses Ideals von vornherein aufgegeben: „Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg" (Mt 19,22). Ähnlich erging es den Aposteln: „Als die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und sagten: Wer kann dann noch gerettet werden?" (Mt 19,25). Gegen solche Mutlosigkeit weist Christus auf die Macht der Gnade Gottes hin. Sie ermöglicht es, das Ideal zu verwirklichen: „Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich" (Mt 19,26). Der Papst nimmt diese Zusicherung Christi auf und verweist am Ende des ersten Teiles der Enzyklika auf die Gnade Gottes. Sie gibt dem Menschen die Kraft, als Christ zu leben: „Die Liebe und das Leben nach dem Evangelium dürfen nicht zuerst in der Gestalt des Gebots gedacht werden, denn das, was sie verlangen, geht über die Kräfte des Menschen hinaus: sie sind nur möglich als Frucht einer Gabe Gottes, der durch seine Gnade das Herz des Menschen heil und gesund macht und es umgestaltet" (VS 23). Den Weg, den Christus uns zeigt, kann jeder Christ gehen, der sich bewußt Christus anschließt, ihn um seine Gnade und Kraft bittet, sie aus seinem Wort und den Sakramenten schöpft. Wenn er versagt hat, wendet er sich Christus um so entschiedener zu, bereut, bittet um Vergebung und erfleht neu seine Kraft. Wer dagegen das Ideal des christlichen Lebens als lebensfremd und unrealisierbar abtut, muß sich prüfen, ob die Ursache Einstellung nicht darin liegt, daß er die Verbindung mit Christus vernachlässigt oder sogar aufgegeben hat. „Der Meister, der die Gebote Gottes lehrt, der zur Nachfolge einlädt und die Gnade für ein neues Leben schenkt, ist immer unter uns gegenwärtig und tätig, gemäß der Verheißung: Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,20)" (VS 25). 46