Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

154 KUMINETZ, Géza grundlegenden moralischen Prinzipien immer weniger bestimmt, die von den Herrschern und Parteien äusserst betonten utilitaristischen, und so der Willkür einen grossen Spielraum gewährenden Prinzipien sind aber immer wichtiger geworden. Nach Horváth war die aus­druckvollste Erscheinungsweise dieser Mentahtät, dass die Verbind­lichkeit der Gesetze nur auf das äusserliche Forum, das der Erzwing- barkeit beschränkt worden war, was durch die Einführung des Mehr­heitsprinzips noch überhäuft wurde, was dann die Machtmaschinerie praktisch befähigte, jedes Irrtum zu genehmigen. Das Mehrheitsprin­zip bedeutet, dass die Stimme eines klugen und dummen, bestechba­ren und unbestechbaren Menschen in gleicher Weise dasselbe gilt, und zwar: eine Stimme. 3.2.2. Hat der Glaube das Recht, die Politik zu leiten? Horváth zitiert Aristoteles, nach dem die Teilnahme am öffentlichen Leben als eine Tugend gilt, weh sie das Üben der Tugend der politis­chen Klugheit bedeutet. Das öffentliche Leben, wenn es auf das gemeinsame Wohl gerichtet ist, ähnelt der göttlichen Vorsehung. Auch die christliche Lehre hat diese Auffassung, also das öffentliche Leben steht unter der strengsten Kontrolle des moralischen Gesetzes. Und wenn das wahr ist, bedeutet dann die Teilnahme am politischen Leben im engsten Sinne des Wortes ein Glaubensbekenntnis, ein Zeugnis. Das moralische Leben ist nämlich nichts anderes, als die durch das ewige Gesetz gemessene persönliche und gesellschaftliche Handlung des Menschen.17 Die Person kann die Klugheit18 in deren verschiedenen Dimensionen üben. So gibt es das sog. prudentia monastica, das die Person in ihrem persönlichen Wohlergehen leitet. Das sog. prudentia oeconomica ist die wirtschaftende Klugheit, die das Wohl der Familie berücksichtigt. 17 Vgl. HORVATH, A., Eigentumsrecht nach dem hl. Thomas von Aquin, Graz 1929,171. 18 Die Klugheit steht nach dem christlichen Moral mit den moralischen Prin­zipien in einem äusserst engen Zusammenhang. Vgl. die Bestimmung von Prümmer: „Prudentia autem dicitur merito moderatrix et auriga virtutum, ordinatrix affectuum, et doctrix morum". Vgl. PRÚMMER, D., Manuale theologiae moralis I, Barcinone-Friburgi Brisg-Romae 1961, 457.

Next

/
Oldalképek
Tartalom