Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

DIE TEILNAHME DES KATHOLISCHEN MENSCHEN 151 wieder anderen, im allgemeinen dem Glauben widersprechenden im gesellschaftlichen, hauptsächlich im wirtschaftlichen und politischen Leben gehorchen. Das wäre die von Horváth zum Teil Sakristeikönig­tum genannte Auffassung. Die Frage kann auch so gestellt werden, ob der Glaube, als Weltan­schauung im politischen Leben zur Geltung bringen kann? Das heisst, ob es ein moralisches Leben in der Politik gibt? Es scheint so, dass die Weltanschauung nie in unserem Denken (Wissenschaft), oder in der Welt der Taten (Politik, Moral), oder in der Kunst ausgeschaltet wer­den kann. Unsere Weltanschauung begleitet notwendigerweise unse­ren Weg. Auf jeden Fall hat die Politik heute, wie auch die Wissen­schaft, dem Glauben, genauer gesagt der moralischen Ordnung die pflichtige Gemeinschaft versagt, und sie verkündet ihre Unabhängig­keit von der die Würde des Menschen begründenden und bewahren­den moralischen Ordnung. Sándor Horváth versucht das aufgeworfene Problem mit drei Fra­gen zu beantworten: 1) Was machte das Verhältnis zwischen dem Glauben und der Politik problematisch? 2) Hat der Glaube das Recht die Politik zu steuern, das heisst ist es eine feste Politik ohne eine christliche Weltanschauungsgrundlage möglich? 3.2.1. Was hat das Verhältnis des Glaubens und der Politik problematisch gemacht? Dass dieser Bereich problematisch gworden ist, ist ein Zeichen dafür, dass die Machtfaktoren, also die Leiter des öffentlichen Lebens den Glauben entweder ablehnen und dessen alles durchdringende Kraft nicht zur Geltung bringen lassen, oder aus Feigheit nicht wagen, die Prinzipien des Glaubens in ihre öffentliche Tätigkeit einzubringen. Selbst die Gläubigen sind in diesem Bezug uninformiert (er schreibt das im Jahre 1928!), und sie nehmen es manchmal sogar übel, wenn die Pastoren sie darauf aufmerksam machen, dass sie auch ihre politische Überzeugung nach den ewigen Prinzipien schaffen, weil auch die Tä­tigkeit des öffentlichen Lebens unter Kontrolle des Gewissens steht. Horváth sieht die Gründe der Erstickung des öffentlichen Lebens in Moralbefreien darin, dass sich unter den Philosophen des Mittelalters eine rege Diskussion im Thema entfaltete, ob es moralisch indifferente Taten gebe, solche Taten also, die entweder gut noch schlecht sind, und

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