Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

142 KUMINETZ, Géza Wir sind also fähig, die ewigen Werte zu erkennen, beziehungsweise sie zu kodifizieren, das ist sogar unsere Pflicht, und das lässt uns sa­gen, dass wir ohne diese Werte nur blosse Exemplare des menschli­chen Geschlechts sein werden, aber keine vollwertigen menschlichen, wirklich humanen Lebewesen. Der dominikanische Theologiewissenschaftler Sándor Horváth wünschte - ähnlich wie sein berühmter Ordensbruder - der Kodifika- tor der ewigen Werte zu werden, bekennend die thomistische These, dass seit Thomas von Aquin das von ihm geschaffene System zwar vervollkommnen werden kann, aber es dem von ihm gezeigten geisti­gen Weg in der Zukunft nicht mehr abgewichen werden darf.3 Um den katholischen Glauben intellektuell zu modellisieren, und auf diese Weise mit der Welt verständlich dialogisieren zu können und zu wol­len, gibt es nicht einmal heute einen besseren Weg, als die durch die Scholastik geschaffene Philosophie. Diese Auffassungsweise der Philo­sophie ist so, wie der Sauerteig des Evangeliums, was er trifft, geht durch, lässt aufsteigen und reinigt es. Das Ergebnis dieser Tätigkeit ist der unglaublich reiche heuristische und hermeneutistische Bestand, über den unsere Philosophie verfügt. Es wird ihr vorgeworfen, dass sie zu abstrakt sei. Das ist wahr, aber wenn das Abstrakte das Universelle ausdrückt, werden wir in diesem Sinne die Erscheinungen des Lebens im allgemeinen, oder bei unserem festgelegten spezifischen Thema bleibend die Erscheinungen der Gesellschaft beurteilen. Ein anderer Gesichtspunkt ist es, dass die Philosophen, obwohl sie sich auf ab­strakte Weise ausdrücken, im allgemeinen trotzdem auf sehr konkrete Weise denken. Heute steht das westliche theologische Denken - meiner Ansicht nach - nicht auf so einem geistigen Höhepunkt, wie das bei dem Tho­misten Sándor Horváth oder dem Piaristen Antal Schütz der Fall war. Hauptsächlich deswegen liegt ihre geistige Erbe brach. Und derjenige, der nicht versteht, was er von diesen Werken liest, kann heutzutage leicht auf die Schlussfolgerung kommen, dass die Sache schon veraltet, nicht mehr zeitgemäss ist. Das ist auch eine eigenartige Erscheinung 3 Vgl. HORVÁTH, S., Aquinói Szent Tamás világnézete [Die Weltanschauung vom St Thomas von Áquin], in DABÓCI, M.-HLA, B.-FILA, L. (szerk.) [red.], Horváth Sándor O. P. emlékkönyv. Örök eszmék Aquinói Szent Tamásnál [Gedächtnisbuch von Sándor Horváth O. P. Ewige Ideen beim hl. Thomas von Aquin], Budapest 1985,112.

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