Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

DIE TEILNAHME DES KATHOLISCHEN MENSCHEN 141 steiler oder Kommentator2) seinen Meister. Die politischen Kräfte von heute, nicht nur in unserem Land, sondern quasi überall auf der west­lichen Welt sehen nicht gern, wenn die katholische Kirche eine morali­sche Meinung bezüglich des Gesellschaftslebens verfasst. Obwohl die modernen Staaten, die entschlossenen Fürsprecher der Redefreiheit Pluralismus verkündigen, geht ihnen trotzdem gegen den Strich, wenn eine Religion an ihnen Kritik übt. Was mag der Grund dafür sein? Während die anderen Religionen so oder so über das Schicksal des Menschen denken, unterrichtet die katholische Kirche nicht nur für ein Subjekt vielleicht interessante, aber trotzdem nur rein subjektive Werte übertragende Gedanken, sondern sie sagt, dass sie im Zusammenhang der Sache die Wahrheit aussagt. Das bedeutet auf implizite Weise: wer - was diese Lehre anbelangt - eine entgegengesetzte Meinung hat, befindet sich in Irrtum, und wegen seines Irrtums verwirklicht er sich selbst, sei es auch gutgläubig, auf eine verzerrte Weise. Es ist merk­würdig, wenn die eingefleischten Propheten des Relativismus auffah- ren, denn, wenn sie konsequent wären, würden sie still bleiben, das ist ja auch nur eine Meinung von den vielen anderen.. Sie handeln jedoch nicht so, und das ist eben das Zeichen dafür, dass sich hinter dem Relativismus ein dämonisches Absolutismus steckt, das nicht fähig ist, sich völlig zu maskieren. Das Wahrsein der Lehre der Kirche wirft ferner das erkenntnistheoretische Problem auf, ob der menschliche Geist all zu diesen Erkenntnissen fähig sei. Das heisst, ob wir im Zeit­baren das Zeitlose erkennen, im Provisorischen das Universelle ent­decken, im Spezifischen das Allgemeine auffinden, aus dem Konkreten das Abstrakte ausziehen können, ob eine Synthese aus der Analyse wird, das heisst ob wir mit Hilfe der Erfahrung zu einer universellen Kenntnis, einem universellen Wert gelangen können. Die Welt wird darauf heute und wahrscheinlich bis ins Ende der Welt eine verneinen­de Antwort geben, denn sie will uns von der Wahrheit reissen. Für die Mitglieder der katholischen Kirche ist die Antwort jedoch bejahend. 2 Vgl. S. BONAVENTURA: „Quadruplex est modus faciendi librum: 1) Ali­quis einim scribit aliena, nihil addendo vel mutando; et iste mere dicitur scriptor. 2) Aliquis scribit et aliena, addendo, sed non de suo; et iste compila­tor dicitur. 3) Aliquis scribit et aliena sua, sed aliena tamquam principalia, et sua tamquam adnexa ad evidentiam; et iste dicitur commentator, non auctor. 4) Aliquis scribit et sua et aliena, des sua tamquam principalia, aliena tam­quam adnexa ad confirmationem et talis debet dici auctor." In I. Sent. Proe- mium, cj. 4.

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