Folia Theologica 19. (2008)

Kránitz Mihály: Glauben Christen und Moslime an denselben Gott?

CHRISTEN UND MOSLIME 137 wenden dich gegen so eine quibbla, auf die du dich freust. Wende dich doch dein Gesicht gegen die heilige Moschee, wo auch ihr seid, wen­det euer Gesicht gegen sie. Und diejenigen, die die Schrift besitzen, können mit Sicherheit wissen, dass das die Wahrheit von ihrem Herrn ist. Allah weiss sehr gut, was sie tun." (Koran 2/144) 9. Die Aufgabe des Christen beim Treffen mit dem Islam: „Zeuge zu sein" Dem christlichen und islamischen Gottesverständnis sind wichtige Aspekte gemein: Gott ist einer. Er hat die Welt erschaffen und erhält sie im Dasein. Durch Propheten hat er zu den Menschen gesprochen und sie zur Umkehr aufgerufen. Am Jüngsten Tag wird er die Toten aufer­wecken und die Menschheit richten. Diesen fundamentalen Grundübereinstimmungen stehen Unter- chiede entgegen, die das Gottesbild betreffen, dem Christen und Mus­lime verpflichtet sind. Diese Unterschiede liegen im Verständnis der Person Jesu einerseits und der koranischen Botschaft andererseits be­gründet. Der Islam erkennt weder Inkarnation noch Dreifaltigkeit Gottes an, verwirft dementsprechend die Kreuzigung, den Tod und die Auferstehung Jesu und die darin gewirkte Erlösung und hält die christliche Lehre darüber für einen historischen Irrtum oder eine Fäl­schung durch den Apostel Paulus. Das Christentum kann Muhammad wenn überhaupt dann nur in sehr eingeschränktem Masse als Prophe­ten anerkennen und es betrachtet den Koran nicht als Gottes uner- schaffenes Wort. In der Praxis grassieren sehr unterschiedliche Gewichtungen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Die Extrempositionen sehen en­tweder über alle Unterschiede oder über alle Gemeinsamkeiten hinweg. Um eine Instrumentalisierung dieser Frage zu vermeiden, tut man gut daran, sich mit den Grundlagentexten der Religionen zu befassen. Dass Allah auch der Name ist, mit dem arabische Christen Gott bezeichnen, ist schon fast ein Allgemeinplatz; in arabischen Bibeln be­ginnt das Johannesevangelium: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Allah und das Wort war Allah."23 23 Vgl. Miehl, M., 99 Fragen zum Islam, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 20012, 14-15.

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