Folia Theologica 19. (2008)
Kránitz Mihály: Glauben Christen und Moslime an denselben Gott?
CHRISTEN UND MOSLIME 131 Die zweite Initiative stammt von zwei Organisationen: das gemeinsame Dokument des Päpstlichen Rats des Interkonfessionalen Dialogs und der Kongregation der Evangelisation der Völker ist der Dialog und Predigt (20 Juni 1991). Dieser Text eröffnet nur zwei Gesichtspunkte der Evangehsationsmission der Kirche: den Dialog und die Predigt. Er betont den positiven Wert der Religionen der Menschheit, und fasst ihre Beziehung zu der Kirche, und die Rolle der Kirche gegenüber den Religionen wieder. Der Dialog und die Predigt gehören gemeinsam zur Sendung der Kirche, ihre Elemente sind innerlich verbunden, und sie sind nicht austauschbar.12 Die Mission der Kirche richtet sich also nach jedem Menschen, und bezieht sich auf das Heil der Menschheit, das immer Gottes Initiative ist. Im Treffen und im Dialog die Mission zu erleben bedeutet die Eröffnung des heilbringenden Willens von Gott, der sich mit den Menschen vereinigt, und der auch sie miteinander vereinigt. Das Treffen zwischen den Menschen und der Dienst des Dialogs, besonders der der zu verschiedenen Traditionen gehörenden Gläubigen bedeutet für die Kirche die Rohe des Sakraments des Heils.13 Die Kirche darf aber trotz alledem von Jesus Christus nicht schweigen, der diesen heilbringenden Willen des Vaters völlig ausgesprochen und verwirklicht hat. 6. Papst Benedikt XVI. und der Islam In seinem Gespräch mit Peter Seewald im Jahre 1996 hat Joseph Ratzinger erörtert, dass die Frage des Dialogs mit dem Islam sehr viel komplizierter ist, als etwa ein innerchristlicher Dialog. „Angesichts der tiefen moralischen Selbstwidersprüche des Westens und seiner inneren Ratlosigkeit - der gleichzeitig eine neue wirtschaftliche Potenz der arabischen Länder gegenüberstand - ist die islamische Seele neu erwacht: Wir sind auch wer, unsere Identität ist besser, unsere Religion hält stand, ihr habt gar keine mehr." ... „Damit ist auch ein neuer Schwung, eine neue Intensität erwacht, den Islam leben zu wollen. Das ist die grosse Kraft, die er hat: wir haben eine moralische Botschaft, sie ist ungebrochen seit den Propheten da, und wir werden der Welt sa12 RM 77. 13 Dialog und Predigt, 80.