Folia Theologica 18. (2007)
István Ancsin: Die Hoffnung Aaf das Heil bei Hans Urs von Balthasar
DIE HOFFNUNG AUF DAS HEIL BEI H. U. V. BALTHASAR 19 schneidenden Dualismus von (sterblichem) Leib und (unsterblicher) Seele"6 bestimmt wird. Von hier lebt dann die dualistische Unsterblichkeitshoffnung durch den Hellenismus weiter. „Diese ganze Eschatologie [der Antike]", stellt Balthasar fest, „ist rein vertikal [...]; über ein Ergebnis der zeitlich ablaufende Geschichte wird nicht nachgedacht."7 2. Jüdische Hoffnung geht dagegen zeitlich nach vorne, sie ist selbst dort messianisch, wo eine konkrete Messiasgestalt fehlen sollte. Diese Hoffnung ruht auf der Verheißung Gottes an die Väter. Eine wichtige Rolle spielt dabei Gottes Segen, der das Volk seit der Verheißung an Abraham durch die Zeiten begleitet. Die Verheißung an David und seine Nachkommen konkretisiert die allgemeine Heilshoffnung auf eine Person, die in der realisierbaren Zukunft erscheinen wird. Ein eigentümliches Merkmal dieser Hoffnung ist jedenfalls, daß sie bis in kürzeste Zeit vor Christus (selbst noch bei Jesus Sirach) rein irdisch-horizontal bleibt und keine persönliche Überlebenshoffnung beinhaltet.8 Diese horizontale Hoffnungstheologie wird aber von zwei Seiten modifiziert: erstens vom zum Teil hellenistisch geprägten späten Weisheitsbuch, das eine Unsterblichkeitshoffnung hegt; zweitens von der Ezechielvision (Auferstehung der toten Gebeine: Ez 37), die sich (in Dan 12,2) zu einer individuellen Auferstehungshoffnung verwandelt. Es bleibt aber trotzdem eine Grenze bestehen, die von der Vorstellung des Gerichts Gottes geprägt ist: dem Reinen wird das Heil, dem Verworfenen das Unheil endgültig zuteil. „Eine Hoffnung für die ganze Menschheit bleibt im spätjüdischen (vor- wie nachchristlichen) Raum undenkbar."9 Das noch ausstehende Heil ist nach Balthasar für das Judentum „so sehr futurisch, daß das ,schon' des verheißenden Gottes aus dem Gedächtnis entschwinden kann und das Bewußtsein der Verheißung sich schließlich - säkularisiert - als eine auf sich 6 TD IV, 123. „Im Phaidon ist für den Fall, daß Unsterblichkeit bewiesen werden kann, von einer ,großen und schönen Hoffnung' die Rede“. In: Phaid 71a (TD IV, 124). 7 TD IV, 124. 8 Vgl. TD IV, 124. 9 TD IV, 125. Balthasar nennt hier folgende Beispiele: Dan 12,2; Jes 66,24; Jdt 16,17; syr. Bar. Apk. 44,12.15; Ps. Sal 12,4; 13,9-10; 4 Esra.