Folia Theologica 18. (2007)
István Ancsin: Die Hoffnung Aaf das Heil bei Hans Urs von Balthasar
18 I. ANCSIN Der vorliegende Aufsatz hat vor, das Thema der Hoffnung - das in der Theologie des vor 20 Jahren verstorbenen Hans Urs von Balthasars eine Schlüsselrolle gespielt hat - im Rahmen des Begrenzten aufzuarbeiten. 1. Hoffen, dass Hoffnung nicht trügen kann a) Die vertikale Dimension der Hoffnung Hoffen auf etwas oder jemanden ist das Gegenteil von sich fürchten vor etwas oder jemanden. Dem letzteren gegenüber hat Hoffnung einen positiven Inhalt. Hoffnung heißt, sich auf etwas oder jemanden zu verlassen, weil das, was noch nicht da ist, für den Hoffenden ohnehin schon in der Gegenwart zur Realität werden kann. Hoffnung bezieht sich immer auf das Leben, auch dort, wo es um den Tod geht. Die Hoffnung will letzten Endes sich in jedem Augenblick des Lebens beweisen und versichern lassen, daß das Leben über den Tod hinausreicht. Balthasars Absicht ist es, die Gestalt der christlichen Hoffnung aus einer vertikalen und horizontalen Dimension, dann abschließend von Gott her zu erläutern. Bei der Behandlung der vertikalen Dimension werden heidnische, jüdische und christliche Auffassungen des Phänomens miteinander verglichen. Somit möchte Balthasar seiner sich selbst gestellte Aufgabe gerecht werden, „die christliche Hoffnung - als eben auf der Gegenwart des Geglaubten aufruhend - von der nichtchristlichen [...] zu unterscheiden."4 1. Heidnische Hoffnung ist in ihrer Gestalt durch die griechisch-römische Antike auf das irdisch-sterbliche Leben beschränkt. Sie ist bestimmt von der Ungewißheit gegenüber der Zukunft; deren unbekannten Charakter mischt die Furcht in diese Hoffnung ein. Nach Aristoteles und der Stoa sollte die den Affekten zugerechnete Hoffnung „beherrscht und überstiegen und in ein bloßes Vertrauen auf die Vorsehung verwandelt werden"5. Durch die Mysterien gelangt die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod in die Philosophie (endgültig bei Platon), die immer durch einen „den Menschen zer4 BALTHASAR, H. U. von: Theodramatik. Bd. IV. Das Endspiel, Einsiedeln, 1983, 122-123. (Im weiteren: TD IV). 5 TD IV, 123.