Folia Theologica 17. (2006)
László Gruber: Über die Theologie des Priestertums von Papst Johannes Paul II.
54 L. GRUBER Die Grundlage dieser Auffassung bildet die totale Beziehung zwischen dem Priester und Christus, durch die die Liebe des Priesters nichts anderes sein kann als die keusche Liebe Christi, mit der er den Vater und die Menschen liebte bzw. die Kirche. In der Enzyklika wird das Verlobtenthema seitens des Priesters mit den Terminen der Teilung der Liebe von Priester und Kirche Christi definiert, und die Konfiguration, wovon die Rede ist, sei nichts anderes, als die besondere Konfiguration in der Liebe zu Christus. Paul Papst VI. verweist nicht auf die Weihe selbst, und spricht nicht über die 'Ehe' des Priesters mit der Kirche. Ungeachtet dessen ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die Verlobtenbedeutung des priesterlichen Zölibats in den theologischen Formulierungen nach der Enzyklika einen viel grösseren Akzent erhält, weit hinaus über die damaligen, vor allem christologisch-ekklesiologischen Annäherungen hinaus20. Nach der Enzyklika SaC ist ohne Zweifel beachtenswert, dass die Annäherung von der Verlobtenseite des priesterlichen Zölibats auch von zwei solchen bedeutenden Äusserungen des Lehramtes fehlt wie die Dokumente Ultimis tetnporibus der Bischofssynode im Jahr 1971, bzw. das Dokument Orientamenti educativi per la formazione al celibato sacerdotale der Katholischen Erziehungskongregation21. Trotzdem hat die Äusserung Inter insigniores der Glaubenskongregation über die Priesterweihe der Frauen (vom 15. Oktober 1971), welche mit Billigung von Paul VI. erschienen ist, für unser Thema eine grosse Bedeutung. Das Dokument, das berufen ist, in erster Instanz die Problematik der Priesterweihe der Frauen zu klären, sagt zwar nichts definitives über die Annäherung der Priesterweihe aus einem Aspekt der Verlobten-Dimension, doch formuliert es in einer solchen Perspektive, dass die in ihm festgelegten Gedanken implizit auf diese Richtung zu verweisen scheinen. Das Dokument stellt die Priesterweihe als ein hochkarätiges Moment vor, wenn es den natürlichen, ähnlichen Gläubigen - das heisst, einen Mann - dazu befähigt, ein deutliches Zeichen von Christus als Mann in der christlichen Gemeinschaft zu sein und im allgemeinen das Sakrament zu reichen, und dass er auf eine ge20 Vgl. MCGOVERN, T., Priestly Celibacy Today, 104. 21 Vgl. BRAMORSKI, J., L'identitci sacerdotale alla luce del pensiero di Giovanni Paolo II, in Angelicum 80 (2003), 396.