Folia Theologica 17. (2006)
Roland Tamás: Das Schicksal des Reiches
DAS SCHICKSAL DES REICHES 245 CP verschließt allerdings nicht die Augen vor der menschlichen Verantwortung und der Ambivalenz der Medien. Die Pastoralin- struktion beschreibt die Heilsgeschichte unter dem Stichwort „Kommunikation". Hier wird erstens festgehalten, dass die Kommunikationsmittel nicht nur zur Einheit unter den Menschen beitragen, sondern sogar ganz das Gegenteil bewirken können; „die Menschen verstehen sich noch weniger, entzweien sich noch mehr" (CP 9). In diesem Kontext erscheint die Sünde überhaupt als interpellatio communicationis, Abbruch von Kommunikation (CP 10). Der Sünde der Menschen wird aber gleichzeitig die immer größere Liebe Gottes gegenübergestellt: Gott selbst „begann am Anfang der Heilsgeschichte von neuem das Gespräch mit den Menschen" (CP 10). Diese Liebe erreicht in der Menschwerdung ihre Zuspitzung: „Während seines Erdenwandels erwies sich Christus als Meister der Kommunikation [perfectus communicator]. In der »Menschwerdung« nahm er die Natur derer an, die einmal die Botschaft, welche in seinen Worten und seinem ganzen Leben zum Ausdruck kam, empfangen sollten. Er sprach ihnen aus dem Herzen, ganz in ihrer Mitte stehend" (CP 11). Mit dem Prädikat „perfectus communicator" macht das Dokument einen mutigen Versuch, die Logik von GS auf die konkrete Situation anzuwenden. Dort wurde dem fragenden Menschen Christus, der „perfectus homo" entgegengehalten, der „sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt" hat (GS 22); für den Menschen im Zeitalter der medialen Kommunikation ist Christus aber der „perfectus communicator", in dem man „den tiefsten Grund und das Urbild jeder Gemeinschaft zwischen den Menschen" (CP 10) findet. In GS haben wir gesehen, dass das Dokument von einem Zusammenhängen zwischen der Förderung von Einheit und der Sendung der Kirche spricht (GS 42). Dieser Gedanke wird nun auch von CP aufgegriffen und auf die Welt der Medien übertragen: „Besseres Verständnis und Rücksichtnahme unter den Menschen, Hilfsbereitschaft und schöpferische Zusammenarbeit, wie sie durch die soziale Kommunikation in erstaunlichem Maße gefördert werden können, sind in der Tat Ziele, die mit denen des Gottesvolkes nicht nur im Einklang stehen, sondern von daher sogar noch tiefer vervollkommnet werden" ([danach folgt das Zitat aus GS 42] CP 18). CP spricht damit klar die ekklesiale Dignität der Kommunikations