Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 97 keit auch umgekehrt: dann wird durch Modifikation des klassisch messbaren und neurophysiologisch verifizierbaren neuronalen Erregungsmusters die imaginär-aktpotentielle Wirklichkeit verändert, also analog dispositiv durch energetische Eingabe von Information verändert. Die Veränderung der Differenz- und Einheitsstruktur der klassischen Ebene verändert die Differenz- und Einheitsstruktur der imaginär-aktpotentiellen Ebene, welche wiederum die Differenz- und Einheitsstruktur der mentalen Ebene sinnvoll modifiziert, d.h. die effektive Gewinnung von mentalen Einheiten effektiv erreicht. Die Differenz der Analogie ist freilich - nicht nur aufgrund ihrer formalen Abstraktheit - größer als ihre Identität: der Geist ist von einer qualitativ differenten Seinsebene gegenüber dem Gehirn. Ebenso ist der Geist holistisch, komplex, instantan, transtemporal, ewig, universell ausgreifend und verewigend-generalisierend. Doch fokussiert der Vergleich m. E. treffend das konkrete Interface zwischen Geist und Gehirn, da auch im IT-Bereich die Differenz und Einheit von imaginärer und klassischer Wirklichkeit eingeholt wird durch die obligate Einbindung quantenmechanischer Effekte. Daher kann dieser Vergleich auch als Indiz gewertet werden für die Möglichkeit einer KI als Bereitstellung einer quantenmechanisch entsprechend disponierten Schnittstelle für eine aktual effiziente mentale Entität. Freilich muss für die Kl auch eine software-mäßige Komplexität, Instabilität, „Überladung" und dissipative Offenheit der mental gegebenen permanenten Selbstüberschreitung gegeben sein51, quasi als formale, makroskopisch-systemische Offenheit, lndeterminanz und damit re51 Die Selbstüberschreitung einer Theorie oder eines software-mäßig übersetzten Systems ist Folge der permanenten analogen Selbstüberschreitung des Menschen, der sich immer weiter „nach oben“' hin analogisiert (vgl. HENG- STENBERG, H.E., Selbstüberschreitung und Kreativität, Salzburg u.a. 1979). Daher kennzeichnet etwa nach BARROW, J.D., Die Entdeckung des Unmöglichen. Forschung an den Grenzen des Wissens, Heidelberg u.a. 1999. 281-320 (Kap. 7), eine gute Theorie eben diese Eigenschaft der internalisier- ten und intrinsischen Selbstüberschreitung.