Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
90 1. KONCSIK Das Interface von Geist und Gehirn als Paradigma der Analogisierung durch die KI Ohne die sich nahe legenden Analogien im einzelnen aufzulisten - sie ergeben sich in aller Selbstverständlichkeit33, soweit hinreichend formal argumentiert wird, freilich unter Hinweis auf die „inhaltlichen" Differenzen bezogen auf die Wahrnehmungs- und Erfahrungstiefe des Mentalen gegenüber dem qualitätslosen leeren Kreisen von elektrischen Strömen34 - kann die Frage nach dem Interface zwischen beiden Wirklichkeitsebenen gefahndet werden35. Dabei wird lediglich die Differenz zwischen beiden sowie ihre dadurch konstitutiv und konstruktiv vermittelte Einheit vorausgesetzt und keine dualistische, monistische oder sonst wie geartete Interpretation antizipiert. Die Frage nach der quantitativen Wirkung des Mentalen auf das Neuronale und umgekehrt kann zurzeit auf prinzipiell gültige Überlegungen rekurrieren, denen eine empirisch verifizierbare Konstatierung einer gewissen „Unschärfe", Offenheit und Indeter- minanz gemeinsam ist36. Hier bieten sich drei moderne physikalische Theorien an:- Die Quantenmechanik setzt seit Werner eine grundsätzliche Unschärfe resp. Unbestimmtheit zwischen Ort und Impuls bzw. Energie und Zeit eines mechanisch zu beschreibenden „Teilchens" voraus37. Sie gilt unterhalb einer gewissen Größe - dem sehen Wirkungsquantum. Ebenso verweist das empirische Phänomen der nichtlokalen Verschränkung zweier Teilchen, was beim (Pseudo-)Beamen vorausgesetzt wird, auf eine „tiefere" Wirklichkeitsschicht als Grundlage der mate33 Etwa bei PANNENBERG. W.. Kontingenz und Naturgesetz, in: MÜLLER, A.M.K., Erwägungen zu einer Theologie der Natur, Gütersloh 1979. 34-80 34 DÖRNER, D., Bauplan für eine Seele. Reinbek bei Hamburg 1999 35 Vgl. allgemein: NEWEN. A. u.a. (Hg.), Selbst und Gehirn. Menschliches Selbstbewusstsein und seine neurobiologischen Grundlagen. Paderborn 2000; HORGÁN. J., Der menschliche Geist. Wie die Wissenschaften versuchen, die Psyche zu verstehen, Münehen 2000 36 CRAMER. F., Der Zeitbaum. Grundlegung einer allgemeinen Zeittheorie, Frankfurt u.a. 21994, 83 37 Allgemeinverständlich aufbereitete Details bei: FEYNMAN, R.. Vorlesungen über die Physik, Bd. III. Quantenmechanik. München u.a. 1971; HEISEN• BERG, W., Physikalische Prinzipien der Quantentheorie, Mannheim 1991