Folia Theologica 16. (2005)

Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 89 keit eines konkreten Geistes, also auf die dynamische Interaktion zwischen Geist und Gehirn als Erklärungsmuster hirnphysiologisch erhebbarer Datenbestände31: neuronale Muster setzen nach dieser Deutung ein reales Relat als entita- tives Gegenüber voraus, also den Geist als Realität „neben" dem Gehirn. Es handelt sich um eine „starke" Deutung mit entsprechender Konsequenz für die KI32.- Dogmatisch muss erneut der Verweis auf die traditionell so­gar als supranatural qualifizierte „Macht" des menschlichen Geistes angebracht werden, die faktisch sowohl die Gefallen- heit und nicht naturale Beschränkung dieser Macht als auch ihre transformative Restituierung einschließt. Bereits aus diesen genannten, hier relavanten Eigenschaften des menschlichen Geistes als simple Darlegung phänomenaler und dementsprechend ausweisbarer resp. verifizierbarer Gegebenhei­ten (und nicht als subjektiv verzerrende Postulierung nicht verifi­zierbarer Tatbestände) ergeben sich starke Möglichkeiten ihrer Analogisierung bezogen auf formale Grundcharakteristika des Ge­hirns. Das legt sich auch aus einer ontologischen Überlegung nahe: die wirkhafte und in jedem Menschen sich selbst ausweisende und explizierende Interaktion zwischen der empirischen und mentalen Realitätsebene setzt eine ontologische Entsprechung bzw. formali­sierbare Analogie zwischen diesen beiden Ebenen notwendig vor­aus. 31 Gerade dieser Punkt scheint in der aktuellen Diskussion angezweifelt zu wer­den: braucht es in der Tat die Voraussetzung eines Geistes zwecks Erklärung neuronaler Komplexität, oder muss man sich mit dem Verweis auf genannte Phänomene als neuro-externe Gegebenheiten begnügen? - Siehe dazu ORSUCCI. F. (Hg.). The complex mailers of the minci, Singapor 1998; DEL­LA SALA, S. (Hg.). Mind myths. Exploring popular assumptions about the mind and brain, Chichester 1999 32 Dann müsste geschlussfolgert werden: immer wenn bestimmte neuronale Data zu konstatieren sind, muss auch ein adäquater Geist als reale Entität ge­geben sein. Das wäre der These der sog. „starken KP' konform.

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