Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
108 1. KONCSIK Die angelsächsisch favorisierte Antwort im Fahrwasser eines methodischen Pragmatismus kann ein erster Ansatz sein70. Die Rede ist von der Frage nach der Simulierbarkeit des Geistes durch kybernetische Maschinen, Roboter, Computer71. Die ontologische Fassung im Sinn der starken Kl kann getrost ausgeblendet werden, da sie — wie erwähnt - prinzipiell nicht beantwortet werden kann: es bleibt immer denkbar, dass ein Geist aus der empirisch-materiellen Betrachtungsebene heraus emergieren bzw. aus der metaphysischen Ausgangsebene heraus an ein künstliches Artefakt andocken kann. Die Frage nach der Simulierbarkeit wird irgendwann entschieden sein, wenn prinzipielle technische Grenzen ausgemacht worden sind - falls dies überhaupt möglich erscheint besonders angesichts der kybernetischen Permixtur biologischer und künstlicher Systeme. Dogmatologisch kann freilich über die Frage nach Möglichkeit der Kl ebenfalls nicht entschieden werden. Dennoch ist es positiv möglich, interdisziplinär relevante Aussagen zu formulieren: sie stellen die Differenzierung der Wirklichkeit in eine mentale und physische Ebene sowie innerhalb der mentalen in eine allgemeine Geistigkeit der „imaginären" Realität sowie in den konkreten menschlichen Geist fest. Heutige Dogmatik kann auch negativ die Grenzen von Erklärungsmodellen - etwa dem synergetischen Ansatz - angeben sowie ihre positive Deskriptionspotenz steigern. Sie ist somit eine interdisziplinär relevante Entscheidungshilfe. Ebenso steuert sie nähere Bestimmungen der Eigenschaften des menschlichen Geistes bei, der möglichst irreduziert erfasst werden sollte, um wirklichkeitsgerechte Urteile fällen zu können. Zur Wirklichkeit des Mentalen gehört auch ihre Qualität als Ereignung des Göttlichen nach Weise einer gottmenschlichen Kommunion und Kommunikation, was exklusiv dogmatologisch konstatiert werden kann: sollte die interdiszipliinäre Forschung nicht auch das Explizit Dogmatische berücksichtigen? Es wäre wünschenswert, anhand der genannten Implikate weitere, konkreter ausgeführte Forschungen zu initiieren. Möge uns die Wahrheit der Kl überzeugen! 70 Siehe Anm. I 71 WIENER, N., Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine. Düsseldorf 1992; VESTER, F., Neuland des Denkens. Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter, München 101997