Folia Theologica 15. (2004)

László Holló: Der Beitrag der Kirche zum Zusammenleben der Volksgruppen

DER BEITRAG DER KIRCHE 39 Die Kirche ist aufgefordert, den Nationen zu einem gesunden Nationalbewusstsein zu helfen. Ein gemeinsames Europa kann nicht eine Gemeinschaft der Völker ohne Nationalität bedeuten, sondern Bund gleichrangiger Nationen, wo die ethnischen Ge­sichtspunkte ihren Platz und ihr Gewicht haben, da das Nationale im Menschen tief verwurzelt ist. Durch die Entmythologisierung des Nationaldenkens soll die Kirche zur Relativierung der Bedeutung der nationale Bande als den einzigen Grund der Vereinigung der menschlichen Gemein­schaft führen. In der Welt von heute ist für einen ausschließlichen Patriotismus kein Platz. Der Patriotismus muss sich selbst über­schreiten, er muss auf den Universalismus ausgerichtet sein. 2.3. Den berechtigten Nationalstolz von Nationalismus unterscheiden In diesem Zusammenhang stellt sich eine ethisch wichtige Fra­ge. Ist das gefährliche am Nationalstolz der Kern des Gefühls der nationalen Identität selbst, oder wird er erst durch ein Missver­ständnis des Begriffs der nationalen Identität zum Nationalismus und damit zur Gefahr? Die Nation ist ein Lebensgeflecht in dem ein Volk lebt, und das durch die Tradition, vor allem durch die Sprachgemeinschaft ent­standen ist. Dieses Erbe drückt sich im positiven Gefühl der Vater­landsliebe, im Falle der Minderheiten im Nationalstolz und im Be­mühen um Identitätsbewahrung aus. Nationalismus dagegen ist eine ausschließende Ideologie, die die Nation gleichsam als absolu­te Idee konstituiert, für die alles geopfert werden muss, und für de­ren Interessen jedes Mittel zugelassen wird. Im Licht des Evangeli­ums ist die Vaterlandsliebe bzw. ein berechtigter Nationalstolz gut­zuheißen, der Nationalismus aber zu verurteilen. Die Katholiken müssen sich im Interesse geordneter Beziehungen in der Gesell­schaft ein klares Bild davon machen was Nation und was Nationa­lismus bedeutet. In diesem Bereich hat die Kirche besondere Aufgaben. Sie sollte sich in ihrer Soziallehre darum kümmern, den Nationen zu einem gesunden Nationalbewusstsein zu helfen und klarzustellen, dass dieses Nationalbewusstsein als Liebe zum eigenen Volk legitim, in

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