Folia Theologica 15. (2004)

László Holló: Der Beitrag der Kirche zum Zusammenleben der Volksgruppen

40 L. HOLLÓ übersteigerter Form aber abzulehnen ist. Der besondere Beitrag und die Aufgabe der Kirche kann nicht darin bestehen, nationale Forderungen und Ansprüche geistig zu legitimieren oder theolo­gisch zu begründen, sondern darin, dass sie an der Geschichte von Volk und Nation teilnimmt, sie im Mitleben mitgestaltet, Not und Sorge des Volkes mitträgt und mit den Volksangehörigen mitleidet. 2.4. Die Versöhnung verkünden Die Sendung der Kirche zur Versöhnung wird im Bewusstsein der Kirche seit alters mit dem Sakrament der Versöhnung in Ver­bindung gebracht, beschränkt sich aber nicht auf das Bußsakra­ment. Versöhnung ist eine zentrale Kategorie, mit der die Botschaft Jesu in der Schrift umschrieben wird. Wir sind - nach Aussage des heiligen Paulus (Röm 5,10-11) - durch den Tod Christi mit Gott ver­söhnt worden. Und nun ist es unsere Aufgabe, die Aufgabe der Kir­che, das Versöhnungswerk Christi fortzusetzen, „Denn Gott ist es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt .. und uns die Verkündi­gung der Versöhnung aufgetragen hat." (2 Kor 5,19.) Der christliche Glaube ist eine ausgezeichnete Grundlage für eine immer bessere Lösung der Minderheitenproblematik. Das Evangelium fordert uns auf, Unrecht zu vergeben, jeden Menschen zu achten und uns vor allem um echtes Wohlwollen und Liebe zu bemühen. Die Kirche muss sich der historischen Aufgabe bewusst werden, und muss angesichts der nationalen Gegensätze in der von Minderheitenproblematik betroffenen Ländern in Richtung Ver­söhnung entscheidende Schritte setzen. Die Friedenssuche ist nicht bloß ein Feld kirchlicher Tätigkeit unter vielen, sondern stellt deren inneren und spezifischen Kern dar. Das Friedensengagement der kirchlichen Gemeinschaft hat in der Tat eine zentrale theologische Bedeutung, da dieses Engagement ein unverzichtbares Element des Verkündigungsauftrages selbst darstellt und kein Luxus für bessere Christen, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil der christlichen Botschaft ist. Eigentlich sollte sich der Christ in seiner Grundhaltung und Mo­tivation vom Nichtchristen durch eine größere Friedensbereit­schaft, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Liebe unterscheiden, denn dazu weiß er sich in besonderer Weise durch das Vorbild und die Weisung Jesu berufen. Das bedeutet nicht, dass er bestehende Kon­

Next

/
Oldalképek
Tartalom