Folia Theologica 14. (2003)

Pál Bolberitz: Providenz als Mitleid Gottes

8 P. BOLBERITZ Nachfolger. Wenn aber der Mensch vermisst, daraus die Folgen zu ziehen, ist er dafür mit seiner freien Entscheidung verantwortlich. Dasselbe gilt für den Fall, wenn die Konsequenzen einer falschen Theorie praktisch gezogen werden. Die Geschichte der Physik zeigt, dass die falschen Theorien, sowie die erfolglosen Versuche im Grunde genommen konstruktive Elemente der richtigen Theorien und erfolgreichen Versuche bilden. Das moralische Übel nennt man Sünde, und ihre Folge ist die Sühne. Die Möglichkeit der Sünde liegt in der Moralität des Men­schen, was noch durch die erblichen schlechten Neigungen, sowie die schlechten Beispiele Anderer und die böse Umwelt auch ver­schärft werden. Gottes Wertfülle und Heiligkeit protestieren gegen das ausdrückliche Wollen der Sünde. Die Sünde kann aber auch zu­gelassen werden, denn es kann auch im Dienste der geistli- chen-moralischen Güter stehen. Das Gut des Geistes ist die Kultur. Die Sünde und ihre Folgen, die verschiedenen Typen des Leidens können zur menschlichen Kultur vielfältig dienen. Bertrand Russel nach „gibt es keine Kultur ohne Leiden". Die Möglichkeit der Sün­de beweist die Existenz der menschlichen Freiheit und ihr Akt könnte ein bedeutendes Moment des menschlichen Dramas sein, was die schaffende Tätigkeit zahlreicher hervorragender Geister in­spirierte. Recht betroffen kann jener Mensch über Gott schreiben, der lange Zeit ungläubig war, über die ethische Reinheit sprechen, der vorher ein unmoralisches Leben führte, und von der Güte zeu­gen, der vorher von dem Bösen beherrscht war. Das moralische Gut ist wohl wichtiger, als das geistige. Die grossen Persönlichkeiten des menschlichen Schicksals wissen seit langem, dass die grossen geistlichen, moralischen Werte mit den Sünden beinahe in korrela­tivem Verhältnis sind. Eine ganze Reihe von heroischen Tugenden sind mit den Sünden verbunden, ähnlich wie es beim Licht und Schatten der Fall ist. Die Liebe, das Opfer, das Heldenmut, die Ge­duld, die Kameradschaft usw. sind in der menschlichen Kultur in­folge der Sünden und inmitten dem Leiden grosse Tugenden ge­worden. Wieviele Märtyrer des Patriotismus und des Glaubens exi­stierten infolge der Grausamkeit des Tyrannen, bezw. dienten als Mittel zum Patriotismus und zum Glauben, wie St. Thomas von Aquin darauf hinwies. Dies alles führte nicht nur zu neuen Tugen­den, sondern ist auch zugleich ewiges Zeugnis der menschlichen

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