Folia Theologica 14. (2003)

Pál Bolberitz: Providenz als Mitleid Gottes

PROVIDENZ ALS MITLEID GOTTES 9 Geistigkeit (z. B. der Tod von Sokrates für die Wahrheit, das Marty­rium von Vielen für die Freiheit.). Die Sünde und die Sühne sind leibliche und geistliche Leiden, die auch zum Rechtsprechen die­nen. Die Sünde gebührt einer Strafe und dies verleiht dem Leiden einen Sinn. Da der Mensch doch ein kollektives Wesen ist, müssen an der Sühne auch jene Menschen teilhaben, die sonst in ihrer per­sönlichen Wesenheit unschuldig waren. In den meisten Fällen ist es unvermeidbar. Ein einziges Familienmitglied kann den anderen Schmerzen bereiten. Infolge einer schweren Sünde eines einzigen Meschen können Länder miteinander in Krieg geraten. Es ist kein ausserordentliches Ding, sondern eine natürliche Folge, und resul­tiert logisch aus der kollektiven Wesenheit der Menschheit. Wenn wir also unsere Betrachtungen über das moralische Übel und seine Folgen zusammenfassen, müssen wir - um die Personen und die Ereignisse objektiv zu beurteilen - den freien Willen, die Verant­wortlichkeit der führenden Autoritäten, sowie die kollektive We­senheit der Menschheit in erhöhtem Grade berücksichtigen. Aufgrund der vorher gesagten, können wir wahrnehmen, dass das in der Welt existierende und erkennbare Böse einen Sinn hat. Obwohl die philosophische Überlegung den vollen Sinn des Bösen nicht zu entdecken vermag, kann sie auf die grundlegenden Aspek­te hinweisen. Deshalb ruft der Verstand nach dem Glauben, weil die menschliche Weisheit aus den Geheimnissen des Daseins nicht bloss gewisse Dinge erkennt, sondern sie sieht auch ein, dass sie auf viele Fragen keine endgültige und vollkommene Antwort geben kann. Das gilt auch für das Geheimnis des Bösen. All dies weist dar­auf hin, dass unsere Welt vorläufig noch nicht vollkommen und vollendet ist, wie sich die Entwicklung des Menschen auch nicht vollendete, die zweierlei Richtungen hat: vorwärts und aufwärts. In der Entwicklung können die Wissenschaft und die Technik noch grosse Perspektive vor sich haben. In der Enfaltung, aufwärts öff­nen uns die Religion, die innere Kultiviertheit und die Vergeisti­gung weitere Perspektive, wie die Bibel sagt: „Wir wissen noch nicht, wozu wir sein werden." Das menschliche Schicksal ist voll mit dramatischen Gespanntheiten und ist von Prüfungen geprägt. Sein unvollendetes Wesen ist dadurch charakterisiert, dass sein Wissen auf den Glauben, seine Natur aui das Transzendente und seine Welt auf das Jenseits hinweist und davon abhängig ist. Das

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