Folia Theologica 14. (2003)
Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen
DIE ANNAHERUNG DER RELIGIONEN 71 tion Lumen gentium spricht von den verschiedenen Weisen, durch die die Mitgliederder anderen Religionen der Kirche „zugeordnet" werden (ordinantur): hier kommen zuerst die Juden an die Reihe, dann die Mohammedaner und schließlich diejenigen, die in dunklen Bildern den unbekannten Gott suchen (LG 16). Die Nostra aetate verfolgt eine entgegengesetzte Reihenfolge: sie erwähnt zuerst die menschliche Religiosität, dann die Religionen, die mit dem Fortschritt der Kuiltur verbunden sind: den Hinduismus, den Buddhismus und andere Religionen (NA 2), und die jüdische Religion zuletzt (NA 4). Die Erklärung deckt die Berührungspunkte auf, die zwischen diesen Guppen und der Kirche bestehen. Im Zusammenhang mit der Lehre des Konzils erheben sich zwei Fragen: die erste bezieht sich auf das persönliche Heil derer, die zu anderen religiösen Traditionen gehören, die andere auf die Bedeutung dieser Traditionen für den Plan Gottes für die Menschheit und die Rolle dieser in dem eventuellen Seligwerden ihrer Mitglieder. Das Konzil untersuchte bei den hauptsächlichen Dokumenten (Konstitution Lumen Gentium 16-17; Erklärung Nostra aetate 2, Dekret Ad gentes 3, 8,11), in der Reihenfolge ihres Erscheinens folgende Gesichtspunkte: 1.) das Heil von Personen außerhalb der Kirche; 2.) die glaubwürdigen Werte, die bei den Nichtchristen und in ihren religiösen Traditionen auffindbar sind; die Würdigung der Werte von Seiten der Kirche und das infolge dessen ausgebildete Verhalten den religiösen Traditionen und ihren Mitgliedern gegenüber. In gewissem Sinne hat es die Überlegungen der Vertreter der „Theorie der Erfüllung" und der „Gegenwart des erlösenden Mysteriums Christi" zusammen beachtet in den ausgearbeiteten Texten. Einige Theologen sind aber der Meinung, dass das Konzil, obwohl es eine bedeutende Wendung im Verhalten der Katholiken anderen Glauben gegenüber gebracht hat, trotzdem eine Art „dauernder Widerspruch" dem Wirkungsgrad der in den Religionen befindlichen Wahrheit und Gnade gegenüber geblieben ist.21 21 KNITTER, P. F., A Critical Survey of Christian Attitudes towards the World Religions, Orbis Books, Maryknoll, New York 1985, 124. Im Rahmen von Rahners positiver aber kritischer Einschätzung qualifiziert er die Feststellungen im Zusammenhang mit dem Heil und dem Dialog zwischen den Religionen trotzdem mangelhaft, denn derselbe Optimismus fehlt bei der Erwähnung der verschiedenen Religionen, die im Fall der menschlichen Personen meistens da ist. Siehe: Uber die Heilsbedeutung der nichtchristlichen Religionen in Schriften zur Theologie XIII., Benziger, Einsiedeln 1978, 341-350.