Folia Theologica 14. (2003)
Pál Bolberitz: Providenz als Mitleid Gottes
FOLIA THEOLOGICA 14 (2003) 5 Pál BOLBERITZ PROVIDENZ ALS MITLEID GOTTES Die „Frage der Fragen" ist nicht, ob es Gott gibt, sondern eher wie er sich zu uns verhält. Diese Frage taucht meistens derzeit auf, wenn sich der Mensch in existentieller Not befindet und nicht vermag, mit den üblichen Antworten das Problem des Leidens und vor allem des unschuldigen Leidens zu erklären. Im Bewusstsein des Menschen (zumindest in den von dem Christentum geprägten Kulturen) wird der Begriff Gottes in solcher Form aufgeworfen, dass er der gute Gott ist, der die Welt als gute schuf. Wenn es in der Tat so ist, wie kann er als „Wetterhalter" das Böse zulassen? Wenn Gott mit der Welt (und der Geschichte) nach seiner Erschaffung nach wie vor zu tun hat, sorgt er als „Guter Gott" für sie? Und falls er für die Welt Sorge trägt, ist seine Vorsehung „allgemein" oder bloss „partiell"? Was noch mehr ist: Erstreckt sich seine Vorsehung auf den konkreten Menschen? Eine weitere Frage des heutigen Menschen kann sich auf den Inhalt und die Art der göttlichen Vorsehung beziehen. Ob die Vorsehung des „göttlichen Gottes" für den Menschen „nützlich" ist? Sorgt er für uns, indem er unseren Willen erfüllt? Da sich der Wille des Menschen meistens darauf richtet, was für ihn hier und jetzt „gut" ist, stellt sich die Frage ob Gott - mittels seiner Allmacht - als „lückenfüllende" übernatürliche Kraft im Dienste des Menschen wirkt. Kann er aber weder helfen, noch mindestens das Leiden des Menschen lindern, gibt es in ihm zumindest Empathie oder Mitleid, wodurch er den in Not geratene Menschen trösten könnte? Solche und ähnliche Fragen tauchen oft in dem Menschen auf. Ihre Beantwortung ist im Spiegel der christlichen Lehre auch deswegen wichtig, da die Ernsthaftigkeit und Authentizität des Gottesglaubens des Menschen öfters von der zureichenden oder unzureichenden Antwort abhängt. In der Behandlung unseres Themas erörtern wir erstens das Problem des Bösen, dann die göttliche Vorsehung und zuletzt das Mitleid Gottes mittels der Methode der Philosophie und der Theologie.