Folia Theologica 14. (2003)

Zoltán Rokay: Der Prädestinationsstreit des 9. jh-s und die Gnadenfrage

142 Z. ROKAY Wenn Gott die Auserwählten im voraus zum Heil bestimmt, auf Grund seines Allwissens weiß, daß dieser Berufung nicht ein jeder entsprechen wird, so fragt man, ob dieses Wissen von dem Ver­dammnis die Bestimmung der Verdammten zur Verdammnis be­deutet? Wenn mich Gott im voraus bestimmt hat, wie weit bin ich für mein Heil verantwortlich? Diese Fragen bildeten den Stoff des Prädestinationsstreites. Die Teilnehmer des Diskussion: Gottschalk Gottschalk: (+866/870) Mönch, Theologe, Dichter. Er wurde zum Teil in Fulda unter Hrabanus Maurus ausgebildet, zum Teil in der Abtei Reichenau. Die wichtigsten Stationen seines Lebens sind: Corbie und Orbais. Im Laufe seiner Balkan - Mission kam er bis nach Bulgarien4. Man hält ihn für einen ausgezeichneten Kenner des Augustinus5. Nach seiner Ansicht sollte die Menschheit in Folge des Sündenfalles der ewigen Verdammnis teilhaftig werden, wenn das Gott nicht vorhergesehen hätte, und in seiner Barmherzigkeit das Erlösungswerk Jesu Christi nicht verwirklicht hätte. Ohne die Teilnahme an diesem Erlösungswerk (in der Taufe), wären wir auch weiterhin zur Hölle verdammt. Aber die Taufe allein bedeutet noch nicht, daß jemand dem ewigen Tod entkam! Man soll durch das Leben den Taufgelübden entsprechen. Das tut aber nicht ein je­der. Diejenigen, die es tun, tun es durch die Gnade Gottes. Gott hat diese Gnade vorausgewußt (praescientia) und auch vorherbe­stimmt (praedestinatio). Wenn er das Heil der Guten vorausgewußt und auch vorher bestimmt hat, so hat er, argumentiert Gottschalk, auch gewußt, welche von dieser Gnade keinen Gebrauch machen werden, und so verdammt werden. Bei Gott bedeutet Vorherwissen 4 Über das Leben und der Lehre Gottschalks: Angenendt, Arnold: Das Frühmit­telalter 21995. Stuttgart, 442.folg.; Schriften: PL 121; Loris Sturlese: Die deutsche Philosophie im Mittelalter. Von Bonifatius bis zu Albert dem Gro­ßen. München. 1993. 31-36. (dort weitere Literatur; Über die Balkan - Mis­sion Gottschalks fand ich dort keine Daten); A. Freystedt: Studien zu Gott­schalks Leben u. Lehre. Zeitschrift für Kirchengesch. 18 (1898) l.f. 5 Angenendt, Arnold: Das Frühmittelalter. Stuttgart. 21995. 442.; Er zitiert etwa 60 mal (Grabman, II. 204.); Nach Hinkmar von Reims: „Goteschalcus solet frequentissime dicere, ut saepe commemoravimus, loquens de beato Au­gustino, Augustinus noster.” (De una et non trina, PL 126,613)

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